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In früheren Zeiten befassten sich nahezu alle Menschen mit ihrer Landschaft, indem sie jagten und Pflanzen sammelten, später Ackerbau betrieben, Vieh hielten und Wälder bewirtschafteten. Diesen unmittelbaren Zugang haben heute nur noch wenige Menschen. Den anderen muss ein Zugang zu Landschaft über ein Lehrgebäude vermittelt werden, in dem naturwissenschaftliche Untersuchungen und Bestandsaufnahmen genauso Platz haben wie die Auswertung von historischen Dokumenten, die Analyse von Landschaftsmetaphern und Aspekte des Denkmalschutzes. Wenn darüber entschieden werden soll, welche «Natur» zu…mehr

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Produktbeschreibung
In früheren Zeiten befassten sich nahezu alle Menschen mit ihrer Landschaft, indem sie jagten und Pflanzen sammelten, später Ackerbau betrieben, Vieh hielten und Wälder bewirtschafteten. Diesen unmittelbaren Zugang haben heute nur noch wenige Menschen. Den anderen muss ein Zugang zu Landschaft über ein Lehrgebäude vermittelt werden, in dem naturwissenschaftliche Untersuchungen und Bestandsaufnahmen genauso Platz haben wie die Auswertung von historischen Dokumenten, die Analyse von Landschaftsmetaphern und Aspekte des Denkmalschutzes. Wenn darüber entschieden werden soll, welche «Natur» zu schützen ist, um etwa notwendige Eingriffe des Landwirtes oder des Ingenieurs zu verstehen, benötigen wir ein realistisches Bild von heutiger Landschaft als Resultat einer jahrtausendealten Geschichte. Dieses Bild zu entwickeln sowie die damit zusammenhängenden Methoden und Werkzeuge vorzustellen, ist das Ziel dieses Buches. Es richtet sich an Wissenschaftler und Studierende sowie allgemein Interessierte aus den Bereichen: Landschaftswissenschaft, Geographie, Ökologie, Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur, Raumplanung, Architektur, Geschichte, Vor- und Frühgeschichte, Landwirtschaft und Forstwissenschaften.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Hansjörg Küster ist Professor für Pflanzenökologie am Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012

Wildnis ist schon lange nicht mehr

Kultur gibt den Ausschlag: Hansjürg Küster bricht eine Lanze für die Wissenschaft von der Landschaft als neue Integrationsdisziplin.

Von Joachim Müller-Jung

Wie könnte man unserer Natur oder dem, was Hansjörg Küster Landschaft nennt, wieder näher kommen als mit den Füßen, die uns tragen, und den Augen, die uns sehen lassen? Mit der Wissenschaft, glaubt Küster. Der Hannoveraner Pflanzenökologe hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen neuen Fixpunkt im Koordinatensystem der schon jetzt nicht gerade armen Naturforschungsdiszplinen zu begründen: die Landschaftswissenschaft als Brücke zwischen den Kontinenten der Naturwissenschaften und den Kultur-, Sozial und Wirtschaftsfächern.

Das ist, verfolgt man Küsters publizistisches und wissenschaftliches Wirken zurück, durchaus konsequent. An Begriffen wie "naturnäher" oder "naturferner", ja an dem allseits genutzten Begriff "Natur" hat sich der Botaniker schon immer gerieben. Denn Kultur hat lange schon die vermeintlich unberührte Natur verdrängt. An vielen Beispielen macht Küster deutlich, wie das, was einige noch liebevoll Biotope nennen und mit Natürlichkeit, ja Wildheit gleichsetzen, von Menschenhand gegründet wurde: die Lüneburger Heide genauso wie die heimischen Wälder.

Das alles ist nicht neu. Aber ist es deshalb überholt? Sicher nicht. Eine Wissenschaft, die sich "über das Verhältnis vom Menschen zu seinen Landschaften klarwerden" soll, darf auch diesen Konflikt um Etiketten nicht scheuen. Das gilt erst recht in einer Epoche wie heute, in der man zu begreifen beginnt, dass wir mit der Einflussnahme von sieben Milliarden Menschen erdgeschichtlich in einer beispiellosen Zeit leben: Anthropozän, das Menschenzeitalter, oder auch Anthropozoikum, wie es einige Geologen inzwischen bezeichnen.

Schwer zu verstehen, warum Küster dieses empirische Argument für die Landschaftswissenschaft nicht aufgreift. Er selbst sieht die neue Disziplin als den Integrationsfaktor schlechthin: Grundlegende Methoden aus der Geographie, der Ökologie, der Kunstgeschichte und Philosophie, der Volkswirtschaft und der Planung - alles könnte in eine Art Systemforschung der Landschaft einfließen. Aber wie sollte so eine ganzheitliche, wissenschaftlich würde man sagen: transdisziplinäre Herangehensweise von den Nachbardisziplinen anerkannt werden - zumal längst andere Disziplinen - wie etwa die Klimaforschung - sich mit dem komplexen Phänomen Landschaftsnutzung beschäftigen und ihm mit Computermodellen zu Leibe rücken? Küster legt überzeugend dar, weshalb die Landschaftsveränderungen durch den Menschen und weniger die Wildnis unser heutiges Naturbild prägen. Fraglich ist allerdings, ob ihm damit tatsächlich auch eine Umwälzung der Wissenschaftslandschaft gelingt.

Hansjörg Küster: "Die Entdeckung der Landschaft". Einführung in eine neue Wissenschaft.

Verlag C. H. Beck, München 2012. 361 S., zahlr. Abb., br., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Solange der Autor dem Rezensenten Joachim Müller-Jung auseinandersetzt, wie sehr wir heute von Landschaft geprägt sind, nicht von Natur, horcht dieser auf. Zwar hört sich die begriffliche Trennung von Natur und Landschaft für ihn nicht neu an, doch daran erinnert zu werden, wie sehr unser Planet und wir inzwischen im Anthropozän angekommen sind, meint er, kann schließlich nicht schaden. Bezogen auf das Wirken des Pflanzenökologen Hansjürg Küster erscheint dieses Ansinnen dem Rezensenten überdies konsequent. Kritisch jedoch betrachtet Müller-Jung Küsters Versuch, damit eine neue Wissenschaft zu begründen. Zu sehr scheinen ihm bereits existente Disziplinen, wie Geografie, Ökologie oder Philosophie das gemeinte Problemfeld abzudecken.

© Perlentaucher Medien GmbH