Tagelange Schneestürme, raues, zu Bergen aufgetürmtes Eis, arktische Temperaturen, plötzlich breite Wasserrinnen, die den Weg versperren und nur auf treibenden Eisschollen überquert werden können, hastig zusammengebaute Iglus als Schutz gegen die Naturgewalten - auf diese Begegnung musste sich einstellen, wer den Weg zum Nordpol wagte. Doch um die Jahrhundertwende herrschte kein Mangel an Männern, deren Ziele so abenteuerlich wie tollkühn waren und nicht selten auch von Besessenheit zeugten: Zu Fuß eine Wüste aus Schnee und Packeis durchqueren, mit nur wenigen Schlitten ausgerüstet, begleitet von Eskimos und einer Hundertschaft von Hunden... . Das alles, um einen Punkt zu erreichen, an dem kein Berg, keine Stadt, nicht einmal eine windschiefe Hütte, erst recht keine jubelnde Menge auf einen wartet, sondern ein Nichts, ein Abstraktum, das man bloß mit aufwändigen Messungen feststellen kann und das sich noch dazu auf einer Fläche befindet, die ständig in Bewegung ist: der geographische Nordpol. Einer dieser Pioniere war der Amerikaner Robert E. Peary, der 1908 zum wiederholten Male eine Tour de force startet, um endlich den ersehnten Flecken im Nirgendwo zu erreichen. Sein packender Bericht über seine letzte Nordpolexpedition liegt mit diesem Buch nun in einer zeitgemäßen Ausgabe vor.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Philipp Felsch, seines Zeichens Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich, begrüßt außerordentlich, dass dieser Bericht des amerikanischen Ingenieurs und vermeintlichen Nordpolentdeckers anlässlich des 100. Jubiläums seiner angeblichen Entdeckung wieder aufgelegt worden ist. Dabei geht der Rezensent auch ausführlich auf den Streit Robert Pearys mit seinem ehemaligen Schiffsarzt Frederick Cook ein, der seinerseits ebenfalls behauptet hatte, als erster den Nordpool erreicht zu haben. Wahrscheinlicher sei aber, so Felsch, dass weder der eine noch der andere diesen Ort wirklich erreicht habe. Die Geschichte des Nordpoleroberers Peary (Felschs Dafürhalten zufolge ein Betrüger und Lügner) sei voller Bosheit, Besessenheit und Tragik, und der Rezensent hat sich mit außerordentlicher Lust noch einmal in die Abgründe dieser absurden Jagd nach dem phantomhaften Pol begeben, den er als "Hirngespinst" ohne geografische Relevanz beschreibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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