Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Recht und Kriminalität, Note: 1,7, Universität der Bundeswehr München, Neubiberg (Institut für Soziologie und Gesellschaftspolitik), Sprache: Deutsch, Abstract: Seit etwa anderthalb Jahrzehnten beginnt sich nicht nur die kultursoziologisch-ethnographische und die kriminologische Literatur, sondern auch die Sozialtheorie immer nachhaltiger für das Thema „Mafia“ zu interessieren, der es weniger um eine Bewertung des Phänomens „Mafia“ geht, als um eine Rekonstruktion der Umstände und Bedingungen, unter denen es durchaus lohnen und rational sein kann, sich als Nachfrager wie als Anbieter um die Bereit- und Sicherstellung mafiöser „Leistungen“ zu bemühen. Ihren theoretischen Durchbruch verdankte die wissenschaftliche Diskussion um die „Krake“ Mafia Diego Gambetta, der in einem vielbeachteten Buch über die „sizilianische Mafia“ von 1993 mit Nachdruck darauf hin wies, dass Mafiosi als (unternehmerische) Anbieter auf einem monopolartig zu organisierenden Markt für Schutzleistungen zu verstehen sind, die angesichts der Tatsache, dass Eigentumsrechte durch staatliche Instanzen (aus den verschiedensten Gründen) nicht gewährt und geschützt werden, auch dann (freiwillig) nachgefragt werden, wenn die Zahlung von Schutzgeldern und die damit verbundene Erhöhung der Transaktionskosten zu einer „Verteuerung“ der „Güterpreise“ führen und jeder einzelne Nachfrager nach Schutzleistungen sich besser stellen könnte, wenn er auf die Entrichtung von Mafiasteuern verzichten könnte. Tatsächlich ist dies aber keinem einzelnen Akteur möglich, mit der Folge, dass mafiöse Strukturen sich die Bedingungen ihrer Reproduktion immer wieder selbst beschaffen können, was den üblichen (überaus wohlmeinenden) „Counter insurgency“-Strategien jede Durchschlagskraft nimmt. Jan Hoffmans Arbeit schließt an diese Forschungstradition an und erarbeitet souverän und in höchst lesbarem Stil die Expansion der sizilianischen Mafia in den USA – vornehmlich in New York – heraus. Er diskutiert dabei in systematischer Weise die jeweiligen Entstehungsbedingungen, die immer dann günstig sind, wenn Schutzleistungen privat nachgefragt werden, weil sie als öffentliche Güter gerade nicht bereitgestellt werden. Um ein entsprechendes Schutzleistungsangebot zu machen, sind zugleich ganz spezifische Firmeneigenschaften erforderlich, die lebhaft geschildert werden und deren Darstellung theoretisch einsichtig macht, weshalb zum teil blutige Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Gewaltanbietern stattfinden bzw. warum zugleich immer wieder Versuche unternommen werden, Angebotskartelle zu bilden.