Die Entdeckung des Straßburger Empedokles-Papyrus und seine 1999 erfolgte Publikation war für die Erforschung der antiken Philosophie ein einzigartiger Glücksfall. Die neu hinzugekommenen Texte ergänzten die fragmentarische Überlieferung von Empedokles' naturphilosophischem Lehrgedicht Physika (so der in der Antike gebräuchliche Titel) an entscheidenden Stellen. Allerdings wurde das Potenzial des Papyrus zur Klärung ungelöster Interpretationsprobleme in der auf die Veröffentlichung folgenden Forschungsdiskussion noch nicht ausgeschöpft. In der vorliegenden Arbeit wird auf der Basis einer kontinuierlichen inhaltlichen und sprachlichen Analyse des Textes eine Gesamtrekonstruktion des empedokleischen Theoriegebäudes vorgelegt. Untersucht werden dabei vor allem die zyklische Struktur allen Werdens, die Funktionen von Liebe und Streit, die einzelnen Stadien von Kosmogonie und Zoogonie und das inhaltliche Verhältnis von Physika und einem weiteren Gedicht des Autors, den Katharmoi. Die Ergebnisse werden abschließend auch in einer neuen Übersetzung der durch Einbeziehung des Straßburger Papyrus wiedergewonnenen Teile des Gedichts zusammengeführt.
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