Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theologie - Systematische Theologie, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Soziologische Methoden in der Religionswissenschaft , Sprache: Deutsch, Abstract: Da sich der Mensch in seiner Lebenspraxis in einer widersprüchlichen Einheit zwischen Entscheidungsverpflichtung und Begründungszwang befindet, ist er immer wieder gezwungen aus seinen Routinen aus-zubrechen, um Entscheidungen treffen zu können. Dieses Ausbrechen kann sich häufig krisenhaft vollziehen, auch weil der Mensch für seine Entscheidungen oftmals Gründe hat, die ihm erst im Nachhinein voll bewusst werden. Für Prof. Dr. Ulrich Oevermann ist hierbei die Krise der Normalfall und die Routine die Ausnahme, da sich der Mensch unentwegt gezwungen sieht Entscheidungen zu treffen, deren Ausgang er oftmals nicht oder nicht vollständig überblicken kann und die sein Leben ganz einschneidend beeinflussen können. Da laut Oevermann nicht die Möglichkeit besteht, dass man sich nicht entscheidet muss sich der Mensch immer wieder neu entscheiden. Diese Entscheidungsmuster können aber auch nicht (immer) routinisiert werden, da er sich immer wieder auf neue Situationen einlassen und selbständig Entscheidungen treffen muss.Gerade in der heutigen Zeit trifft dies in extremem Maße zu. Es gibt keine festen Regeln und Normen mehr, an denen man sich orientieren muss. Aber vielleicht auch kann. Dies zeigt nun ganz deutlich die Schwierigkeit auf. In einer Gesellschaft die auch mit „anything goes“ charakterisiert werden kann, ist der Mensch gezwungen, sein Leben selbständig zu planen, indem er Entscheidungen trifft. Allerdings ist er zwar in soweit autonom, dass er selbst entscheiden kann, doch sieht er sich gezwungen diese Entscheidungen auch zu begründen. Vor seinem Umfeld, denn es wird von ihm erwartet, dass er weiß was er tut und die Entscheidungen nicht aufs Geratewohl trifft. Aber auch vor sich selbst, um seinem irdischen Leben Sinn zu geben. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelt Prof. Dr. Ulrich Oevermann das Strukturmodell von Religiosität, welches Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit ist. Hierin beschreibt er, wie es im Menschen zur Religiosität kommt respektive kommen muss, auch in einer säkularen Gesellschaft und auch bei „religiös indifferenten“ Menschen. Im Folgenden soll deshalb zunächst der Ansatz Oevermanns dargestellt und erläutert werden. Im Anschluss daran, soll der Fakt, dass auch Menschen, die nicht im weitläufig anerkannten Sinn religiös sind, aber laut Oevermann Religiosität besitzen, mit weiterführender Literatur untersucht werden. Im letzten Teil dieser Arbeit soll ein Fazit durch eine kritische Auseinandersetzung gezogen werden.