Spätestens jedem, der in der Schule Latein hatte, ist der Name Catull schon einmal untergekommen. Das wars dann aber auch schon, denn die meisten wollten mit Latein nie wieder etwas zu tun haben. Anders Cornelius Hartz, der Autor von „Excrucior“, der Latein studierte, sich intensiv mit lateinischer
Dichtung beschäftigte und über Catullus promoviert hat.
Nur wenig ist über dessen Leben (85–55…mehrSpätestens jedem, der in der Schule Latein hatte, ist der Name Catull schon einmal untergekommen. Das wars dann aber auch schon, denn die meisten wollten mit Latein nie wieder etwas zu tun haben. Anders Cornelius Hartz, der Autor von „Excrucior“, der Latein studierte, sich intensiv mit lateinischer Dichtung beschäftigte und über Catullus promoviert hat.
Nur wenig ist über dessen Leben (85–55 v.Chr.) bekannt und das Wenige erfährt man aus dessen eigenem Werk (ca. 116 Gedichte) sowie Zeugnissen seiner Zeitgenossen.
Diese bieten das Gerüst für den Roman, der als Rahmenhandlung angelegt ist und die Lebensgeschichte Catulls durch seinen besten Freund, den Anwalt und Dichterfreund Calvus rückblickend erzählt und gleichzeitig einen Einblick in Kultur, Gesellschaft und Weltanschauung des klassischen Roms gibt.
Der junge Catullus hat es von Geburt an nicht leicht: Geboren mit einem Feuermal, das sich über sein halbes Gesicht zieht, Tod der Mutter, die – vom Ehemann der Untreue bezichtigt – bei seiner Geburt stirbt, vom Vater gehasst und verstoßen, besonders nachdem sein geliebter älterer Bruder ermordet wird, wofür er mitverantwortlich gemacht wird, entwickelt Catullus sich zum excentrischen Einzelgänger, der schon früh eine Leidenschaft für Literatur und Dichtung an den Tag legt, die sich bis zur Besessenheit steigert und ihn nicht nur in Dichterkreisen zum anerkannten „Star“ werden lässt. Er verliebt sich in Clodia, der Geliebten seines Freundes Rufus, die berechnend ist, über Leichen geht und es so ziemlich mit jedem treibt. Doch diese Liebe ist es, die ihn umtreibt und – nachdem er ihre wahre Natur erkannt hat – ihn befähigt, das „perfekte“ Gedicht zu verfassen und ihm schließlich zum Verhängnis wird.
Dies ist nur das Gerüst des Romans – darum herum ranken sich sich ausführliche Schilderungen von Festen und Dichtertreffen mit ihren opulenten, ausgefallenen Menüfolgen (wie z.B. in Essig eingelegten Kuheutern, Pyramiden aus gegrillten Vögeln etc.) ; die Reise des jungen Catull nach Alexandrien, wo er täglich wie ein Besessener die berühmte Bibliothek besucht; das gesellschaftliche Gefälle im alten Rom, wo der Besitz schwarzer SklavInnen zum guten Ton gehört, man sich ihrer aber auch – wenn es sein muß – skrupellos entledigt. Machtgier der einen, aber auch der Ekel anderer über Machtmißbrauch, Intrigen und der Versuch, gerechtere gesellschaftliche Verhältnisse wieder herzustellen und z.B. das Volkstribunat wieder zu beleben. Historische Persönlichkeiten wie Cicero werden entlarvt, eine schillernde Figur in der Politszene, der in spektakulären Schauprozessen unliebsame Gegner in den Tod treibt, andere mit Intelligenz und Scharfzüngigkeit verteidigt.
Was wäre jedoch ein Roman über Catullus ohne seine Gedichte? So hat der Autor über jedes Kapitel ein Gedicht bzw. einen Vers gesetzt, der mit dessen Inhalt korrespondiert. Der Leser bekommt auf diese Weise einen Eindruck von Catulls überragender Dichtkunst. Gleichzeitig sind sie ein Spiegel der Persönlichkeit des jungen Dichters, der in seinen Gedichten voller Leidenschaft die ganze Spannbreite menschlicher Emotionen bedient, was in dieser Weise in der römischen Dichtkunst bislang neu war: verletzend, voll beißendem Spott, deftig bis zur Obszönität, was in den Dialogen der Protagonisten auch sprachlich zum Ausdruck gebracht wird - dann wieder voller Zartheit und Schönheit – besonders in den Gedichten an seine unerfüllte Liebe Lesbia = Clodia.
Der Roman von Cornelius Hartz ist frisch, lebendig und kenntnisreich geschrieben, voller Details sowohl aus dem täglichen Leben als auch aus dem politischen, skandalumwobenen Geschehen der sich neigenden Blütezeit des römischen Reiches. Der Autor orientiert sich dabei eng an den überlieferten Quellen, z.B. den Briefen Ciceros und einer zeitgenössischen Cicero-Biografie. Das verleiht dem Roman bei aller dichterischen Freiheit eine wohltuende Authentizität.
Personenverzeichnis, Zeittafel, Glossar im Anhang tragen ihren Teil dazu bei.