Mit kräftigen Hammerschlägen trieb die junge Frau den Nagel durch den Maschendraht in das Holz und schlug ihn dann quer über den Draht, der nun bombenfest saß. Die zwei Kaninchen in dem Stall schauten ihr neugierig dabei zu. Ihre Nasen schnupperten aufgeregt, denn eigentlich war es an der Zeit, daß sie ihr Futter bekamen. »So, ihr kleinen Biester, jetzt könnt ihr net mehr entwischen«, sagte Franziska Pachner und legte den Hammer und die restlichen Nägel zurück in den Werkzeugkasten. Die Kaninchen waren am frühen Morgen ausgerissen. Zuvor hatten sie eine morsche Stelle des Drahtes durchbrochen und waren aus dem Käfig gesprungen. Als Franziska den offenen Käfig entdeckte, setzte eine große Suchaktion ein. Gefunden wurden die beiden schließlich im Gemüsegarten, wo sie sich, zum Entsetzen von Franziskas Magd, Maria Ohlanger, über die Mohrrüben hermachten. Die junge Besitzerin des Bergbauernhofes unterhalb des Zwillingsgipfels öffnete vorsichtig die Stalltür und legte die Kohlstrünke hinein. Sofort stürzten sich die beiden Tiere darauf. Franziska schaute ihnen einen Moment schmunzelnd zu. »Zur Strafe hättet ihr eigentlich nix mehr verdient«, meinte sie und stand auf. Sie ging zum Haus. Drüben im Stall rumorte Valentin Huber, der alte Knecht, der schon seit mehr als vierzig Jahren auf dem Pachnerhof arbeitete. In der geräumigen Wohnküche war Maria damit beschäftigt, Kartoffeln für das Mittagessen zu schälen. Sie war fast genauso lange auf dem Pachnerhof wie Valentin, und Franziska konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie es sein sollte, wenn die beiden mal nicht mehr waren. »Was gibt's denn Gutes?« fragte die Bäuerin und schaute in einen der Töpfe, die auf dem Herd standen.