Charleston, South Carolina, im Jahr 1803. An ihrem elften Geburtstag erhält Sarah Grimké, Tochter eines wohlhabenden Gutsbesitzers ein standesgemäßes Geschenk: Die gleichaltrige Hetty, seit ihrer Geburt Sklavin im Hause Grimké.
Sarah ist entsetzt, dieses Geschenk will sie nicht annehmen und muss
sich doch dem Druck der Eltern beugen. Schon früh hat sie eine eigene Einstellung zum Thema Sklaverei…mehrCharleston, South Carolina, im Jahr 1803. An ihrem elften Geburtstag erhält Sarah Grimké, Tochter eines wohlhabenden Gutsbesitzers ein standesgemäßes Geschenk: Die gleichaltrige Hetty, seit ihrer Geburt Sklavin im Hause Grimké.
Sarah ist entsetzt, dieses Geschenk will sie nicht annehmen und muss sich doch dem Druck der Eltern beugen. Schon früh hat sie eine eigene Einstellung zum Thema Sklaverei entwickelt, die sich von der aller weißen Menschen in ihrer Umgebung unterscheidet. Und noch etwas unterscheidet sie von den übrigen Frauen und Mädchen: Sie liest für ihr Leben gern, braucht Bücher wie die Luft zum Atmen, sehnt sich nach Bildung und träumt davon, die erste weibliche Anwältin zu werden. All diese Dinge müssen jedoch heimlich geschehen, entsprechen sie doch in keiner Weise dem, was sich für ein weibliches Wesen schickt. So schleicht sie heimlich in jeder Nacht in die Bibliothek des Vaters, der dies zwar bemerkt, aber anfangs toleriert. Bis zu dem Tag, an dem herauskommt, dass Sarah Hetty, mit der sie sich angefreundet hat, im Lesen und Schreiben unterrichtet. Beide werden schwer bestraft und doch bleibt in ihnen der Wunsch wach nach Freiheit, nach Flügeln…
Was für ein Buch! Ich war völlig gefesselt und mochte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Und dass, obwohl manche Stellen schon beim Lesen wehtaten.
Das Buch verfolgt den Lebensweg von Sarah Grimké und der Sklavin Hetty (die mit richtigem Namen, also dem Namen, den ihre Mutter ihr gab, Handful heißt) über mehr als 3 Jahrzehnte hinweg, von 1803 bis 1838. Zum Thema Sklaverei in den Vereinigten Staaten muss ich grundsätzlich nichts sagen, nur ein paar Zahlen habe ich Wikipedia entnommen. So wuchs in den Südstaaten die Zahl der Sklaven bis 1865 auf mehr als vier Millionen an. In South Carolina lebten mehr schwarze als weiße Menschen, die schwarzen jedoch unter völlig menschenunwürdigen Verhältnissen. Kinder wie Hetty Handful wuchsen auf in einer Welt, in der es für sie von klein auf nur Pflichten gab, keinerlei Rechte und in der drakonische Strafen zum Alltag gehörten.
Bildung war für Sklaven natürlich auch tabu, niemals durften sie Lesen und Schreiben lernen. Sarah muss sich nach ihrem „Vergehen“ anhören, dass sie sogar ein Gesetz verletzt hat!
Ebenso natürlich, wie die Überlegenheit der Weißen gegenüber den Schwarzen angesehen wird, ist die Einordnung der Geschlechter, die Rolle der Frau. Hetty Handful – auch sie ist eine intelligente junge Frau - erkennt, wie es Sarah geht.
Sarah wird viele Jahre brauchen, bis sie lernt, sich von ihren geistigen Schranken zu lösen. Doch letztlich wird sie, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Angelina, zu einer wichtigen Vorkämpferin, sowohl was die Befreiung der Sklaven als auch was die Rechte der Frau angeht.
Handful kämpft ebenfalls, aber ihr Kampf ist natürlich noch existenzieller. Der unbändige Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung, den ihre Mutter ihr vermittelte, begleitet sie ständig. Thematisiert werden hier gezielter Ungehorsam, Fluchtversuche, geplante Sklavenaufstände – und grausame Strafen.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Geschichte reale Vorbilder hat, worüber uns ein umfangreiches Nachwort informiert. Sarah und Angelina Grimké waren die ersten offiziellen Rednerinnen der Anti-Sklaverei-Bewegung und zählen in den USA zu den bedeutenden Frauenrechtlerinnen. Der Roman folgt in groben Zügen ihrem Leben, die meisten Ereignisse und Erlebnisse, die für sie von Bedeutung waren, finden sich im Roman wieder.
Das Buch erzählt die Geschichte unserer Protagonistinnen chronologisch, kapitelweise wechselnd aus Sarahs und Handfuls Sicht. Auf Sarahs Seite die vielen Zwänge und Regeln, die ihr aus Familie, Gesellschaft und Kirche auferlegt werden. Und in den Kapiteln, die Handful erzählt, gibt es sehr viel Interessantes über die afrikanische Kultur zu lesen, die sich Handful und ihre Mutter versuchen, so gut es geht, zu bewahren.
Ein großartiges Buch, eine faszinierende Geschichte. Lesen!