Die Rechtsepoche des 19. Jahrhunderts leidet unter einem schlechten Ruf. In der westlichen Rechtsgeschichtsschreibung behauptet sich hartnäckig die Auffassung, dass das Rechtsdenken im 19. Jahrhundert einer formalistischen Ideologie verfallen war und erst mit der Wende zum 20. Jahrhundert einen Sinn für die 'soziale' Realität des Rechts entwickelt hat. Karlson Preuß führt dieses Narrativ auf geschichtspolitische Professionsstreite um 1900 zurück. Er zeichnet nach, dass juristische Reformdiskurse in Deutschland, Frankreich und den USA im frühen 20. Jahrhundert Zerrbilder der vorangegangenen Rechtsepoche in die Welt gesetzt und mit dieser Sicht einen immensen Einfluss auf die westliche Rechtshistoriographie ausgeübt haben. Dabei will er sowohl der Transnationalität des Untersuchungsgegenstandes gerecht werden und damit der Tatsache, dass ein höchst fragwürdiges Narrativ einen bedeutenden Einfluss auf die nationalen Rechtsdiskurse verschiedener Rechtsfamilien ausgeübt hat, als auch eine soziologische Erklärung für den Erfolg dieses Narratives anbieten. Geboren 1988; Studium der Philosophie, Soziologie, Französischen Philologie, Politikwissenschaften und des Comparative Constitutional Law; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München; Doktorand am Graduiertenkolleg World Politics am Institut für Soziologie; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der MLU Halle-Wittenberg.
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