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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte - Allgemeines, Note: 1,0, Universität Leipzig (Frankreichzentrum), Veranstaltung: Anthropologie de la mémoire, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution bot 1989 nicht nur Gelegenheit zum Feiern, sondern auch zum polemischen Schlagabtausch. Philippe de Villiers, damals Präsident des Conseil Général der Vendée, hätte wohl am liebsten gar nicht gefeiert. In einer “Lettre ouverte aux coupeurs de têtes et aux menteurs du Bicentennaire”1 führte er die “wahre Geschichte”2 der Revolution gegen ihre…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte - Allgemeines, Note: 1,0, Universität Leipzig (Frankreichzentrum), Veranstaltung: Anthropologie de la mémoire, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution bot 1989 nicht nur Gelegenheit zum Feiern, sondern auch zum polemischen Schlagabtausch. Philippe de Villiers, damals Präsident des Conseil Général der Vendée, hätte wohl am liebsten gar nicht gefeiert. In einer “Lettre ouverte aux coupeurs de têtes et aux menteurs du Bicentennaire”1 führte er die “wahre Geschichte”2 der Revolution gegen ihre Zweihundertjahrfeier ins Feld. Für Pierre Chaunu wird das Jubiläum zum “grand déclassement”.3 In die gleiche Richtung zielte auch die Doktorarbeit von Reynald Secher4, in der der Autor die These aufstellte, die Bevölkerung der Vendée sei einem “génocide franco-francais” zum Opfer gefallen. In den Medien begann mit einem Artikel vom 11.Oktober 1986 im Figaro-magazine eine Kampagne gegen das Jubiläum5. Auf Seiten der Freunde der Revolution, kritisierte Daniel Bensaïd den angeblich mangelnden Enthusiasmus der Organisatoren6. Andere stellten vor 1989 den Sinn eines Jubiläums in Frage7. Am Ende der Feierlichkeiten konstatiert schließlich François Furet eine umfassende Umdeutung der Revolution infolge der Revolutionen in Osteuropa8. Die Organisatoren der Mission du Bicentennaire et de la Déclaration des Droits de l’Homme sahen schließlich – man ahnt es – in der Deklaration der Menschen-und Bürgerrechte das zentrale Element der Französischen Revolution. Nun hatte wohl auch Philippe de Villiers grundsätzlich nichts gegen die Menschenrechte, und auch der Direktor der Mission Jean-Noël Jeanneney wußte, dass es im Verlauf der Revolution zu zahlreichen Gewalttaten gekommen ist. In dieser Arbeit soll untersucht werden, welche Rolle die Französische Revolution für das “kollektive Gedächtnis” der Franzosen spielt und wie dieses Gedächtnis aus Anlass der Zweihundertjahrfeier artikuliert und rekonstruiert wird. Die zentrale Frage der Diskussion lautete nämlich gar nicht: “Was ist während der Revolution passiert?”, sondern: “Welche Elemente der Revolution sind heute im nationalen Rahmen noch erinnerbar?” Dabei werden während der Gedenkfeiern zahlreiche Gruppen aktiv, die jeweils ihre Version der Vergangenheit als national verbindlich darstellen wollen9. Zugleich bemühen sich staatliche Organe um eine Deutung, die zum einen möglichst konsenzfähige Werte in den Vordergrund stellt, zum anderen die Kontinuität der Nation betont [...]