Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des Mittelalters (ca. 500-1300), Note: 1,5, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Philosophishes Seminar), Veranstaltung: Sentenzenkommentar, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit hat die Theorie der Erkenntnis des Einzelnen Wilhelm von Ockhams zum Gegenstand und versucht, von dieser ein möglichst klares Bild abzulichten. Insbesondere soll hierbei die Relation zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen herausgearbeitet werden. Die Betrachtung der mittelalterlichen Denk- und Lebensweise gestaltet sich als ein Bild, welches der heute gegebenen Ordnung der Nachmoderne konstitutiv different ist. Nicht einzig die philosophische Tradition, sondern ebenso die gesellschaftliche und politische Ordnung ist durch das Allgemeine strukturiert. Die im Spätmittelalter beginnende Bewegung verschiebt die Denkweise und die Wahrnehmung der gegebenen Wirklichkeit hin zum Besonderen: Eine Veränderung der Art und Weise der menschlichen Wahrnehmung entfaltet sich. Das Besondere, das Einzelne, das Subjekt rückt in den Mittelpunkt der Welt und lässt das bisher Bestehende brüchig werden: eine alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens betreffende Umwälzung. Dieser Bruch mit dem bis dahin Gegebenen soll anhand einer Einordnung der Philosophie Ockhams in den Diskurs seiner Zeit illustriert werden. Obgleich die von ihm zur Geltung gebrachte Präzedenz der Einzelerkenntnis als eine Bewegung des Umbruchs zu denken ist, stellt diese keinen von der Welt losgelösten Denkansatz dar, sondern sind dieser ebenso Aspekte der Adaption bestehender Theorien zueigen. Insbesondere die partielle Nähe zur Philosophie des Johannes Duns Scotus ist hierbei hervorzuheben. Die Theorie der Erkenntnis des Einzelnen leitet das Besondere nicht länger aus dem Allgemeinen ab, sondern erhebt dieses zu einem absoluten Moment: Das Einzelne ist direkt durch den Intellekt erkennbar. Die meisten Phänomene, die das politische, soziale oder philosophische Verhältnis einer Gesellschaft betreffen, ereignen sich nicht ohne Relation zur gegebenen Tradition, sondern resultieren aus einer Adaption, Tradierung oder Umwälzung des bis dahin gegebenen gesellschaftlichen Diskurses. Im selben Licht ist die Philosophie Wilhelm von Ockhams, die sich als eine Umwälzung der gegebenen philosophischen Tradition des 13. Jahrhunderts gestaltet, als eine direkte und indirekte Auseinandersetzung mit dem philosophischen Diskurs seiner Zeit zu betrachten. Generell lässt sich ein beginnender Wandel der Wahrnehmung im Spätmittelalter beziehungsweise der beginnenden Renaissance festhalten, dessen Bewegung sich weg von dem Allgemeinen und hin zu dem Besonderen entfaltet.
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