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Entdecker hat es überall gegeben. Aber warum haben die Europäer die Welt systematisch vermessen und erobert? Jürgen Sarnowsky eröffnet in seiner kurzen Geschichte der Entdeckungsreisen das große Panorama eines Zeitalters, das wie besessen war von den Geheimnissen und Reichtümern jenseits der Meere. Auf der Grundlage zahlreicher Reiseberichte aus fünf Jahrhunderten zeigt das Buch, wie die Welt seit dem Spätmittelalter angetrieben von Neugier, Abenteuerlust und dem Wettlauf um Land und Reichtum erschlossen wurde. Der Autor erzählt von der frühen Erkundung Asiens und der afrikanischen Westküste,…mehr

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Produktbeschreibung
Entdecker hat es überall gegeben. Aber warum haben die Europäer die Welt systematisch vermessen und erobert? Jürgen Sarnowsky eröffnet in seiner kurzen Geschichte der Entdeckungsreisen das große Panorama eines Zeitalters, das wie besessen war von den Geheimnissen und Reichtümern jenseits der Meere. Auf der Grundlage zahlreicher Reiseberichte aus fünf Jahrhunderten zeigt das Buch, wie die Welt seit dem Spätmittelalter angetrieben von Neugier, Abenteuerlust und dem Wettlauf um Land und Reichtum erschlossen wurde. Der Autor erzählt von der frühen Erkundung Asiens und der afrikanischen Westküste, von Vasco da Gama, Kolumbus und Cortés, von den Südseereisen Magellans und Cooks, von der Suche nach der Nordwestpassage und den Forschungsreisen Alexander von Humboldts. Sein spannend geschriebenes Buch führt den Leser ganz nah an die Mentalität der Entdecker heran und lässt uns so die Geschichte der Globalisierung besser verstehen.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Jürgen Sarnowsky ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2016

Expeditionen ins Menschenreich
„Völker-Beschreibung“ war das Projekt einer Gelehrtenelite – zwei Bücher beleuchten die Vorgeschichte der Ethnologie
Deutsche sind nicht präsent, als die Welt entdeckt und erobert wird. Allenfalls als Kartografen treten sie in Erscheinung. Martin Waldseemüller druckt 1507 eine Weltkarte, auf der die neue Welt nach dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci erstmals Amerika heißt. Dass aber die Wurzeln von Ethnografie und Ethnologie in der deutschsprachigen Aufklärung zu finden sind, kann man nun in einer Studie Han F. Vermeulens nachlesen. Im 18. Jahrhundert, dem zweiten Zeitalter der Entdeckungen, habe sich ein „new way of travelling“ ausgebreitet – ein Reisen, das politische Eroberung, die Sicherung von Handelsinteressen und wissenschaftliche Bestandsaufnahme vereinte. Das war nicht nur bei James Cooks Südseereisen der Fall, sondern auch bei den von Russland ausgehenden Expeditionen nach Sibirien bis zur Beringstraße. Wie Vermeulen zeigen kann schuf die Erschließung Osteurasiens eine neue Wissensdisziplin, die aus empirischen Beobachtungen und einem systematischen Fragenkatalog ihre Schlüsse zieht. Wenn in ihrem Fokus auch das Fremde und Ungewohnte steht, so ist sie stets in ein Menschenbild gebettet, das gemeinsame Merkmale herausstellt.
  Die Ethnologie gilt gemeinhin als junge Disziplin, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert herausgebildet hat, in England mit Edward Burnett Tylor, in der Schweiz und Deutschland mit Johann Jakob Bachofen und Adolf Bastian, in den USA mit Lewis Henry Morgan. Um den Status einer Wissenschaft zu erlangen, übernahm die Ethnologie Denkmuster aus der Naturwissenschaft, so vor allem das Darwin’sche evolutionistische Stufenmodell. Warum sind wir so fortgeschritten und die anderen im Verhältnis so zurückgeblieben – von dieser Prämisse gingen die ersten ethnologischen Untersuchungen aus. Für Vermeulen ist die Ethnologie sowohl älter als auch humaner. Als Wissensfeld und Disziplin ist sie in der deutschen Aufklärung herangereift, die bis nach Russland ausstrahlte. Zunächst existierte das deutsche Wort „Völker-Beschreibung“, erst dann sei das griechische Fremdwort geschaffen worden. Normalerweise würde man einen entgegengesetzten Übertragungsweg erwarten. Vermeulens Ansatz ist als Wissenschaftsgeschichte zu charakterisieren, die sich konsequent begriffsgeschichtlicher Methoden bedient. Dabei beruft sich der Autor auf Erich Rothacker, der betont hat, dass der Wandel in der Begriffsverwendung eine Verschiebung der Denkweise vermuten lässt. Entsprechend zeigt die Ausbreitung von Termini mit dem Präfix „ethno“ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein gewandeltes Erkenntnisinteresse an. Statt von Sitten und Gebräuchen ist jetzt immer prononcierter von Völkern und Nationen die Rede.
  Vermeulens Studie ist um Personen zentriert. Die Hauptrollen spielen Gottfried Wilhelm Leibniz, Georg Friedrich Müller, August Ludwig Schlözer und Adam František Kollár. Die wissenschaftlich ausgerichtete Ethnografie setzt als deskriptive Studie über sibirische Völker ein. Müller begann als Historiker und Geograf und entwickelte sich während der langjährigen zweiten Kamtschatka-Expedition (1733-1743), der größten Expedition im 18. Jahrhundert, zum Ethnografen. Er besuchte sibirische Ethnien, dokumentierte ihre Lebensweisen, interviewte Schamanen und wandte etymologische Methoden historischer Linguistik an.
  Müller war der erste, der ein Vokabular, eine Methodologie entwickelte und damit einem Wissensbereich Kontur gab, mit dem Formen ethnischer oder nationaler Vielfalt registriert werden können. Müllers „Instruktionen“ in nicht weniger als 923 Paragrafen aus dem Jahre 1740 klassifizieren die sibirischen Völker nach Sprachen, physischer Konstitution, Körperpflege, Kleidung, Utensilien, Medizin, religiösen Bildern, Transportmöglichkeiten über Land und zu Wasser, Fischerei, Kinderaufzucht und vielen anderem mehr. Müller verstand sich keineswegs als Handlanger der kolonialen Administration, wenn er auch in diesem Kontext agierte. Vielmehr schöpften seine Forschungsfragen aus einer Gelehrtenagenda. Vermeulen unterscheidet zwischen einer kolonialen Anthropologie und einer Anthropologie, die sich weitgehend autonom im kolonialen Kontext entwickeln kann.
  Mit Müllers Forschungsrichtlinien war für das ethnologische Wissensfeld ein fruchtbarer konzeptioneller Rahmen geschaffen. August Ludwig Schlözer, Juniorkollege von Müller in St. Petersburg, war es nun, der die Verbindung zwischen der russischen Hauptstadt und der Universität Göttingen herstellte. Er nahm Impulse aus Müllers „Völker-Beschreibung“ auf und entwarf eine universalhistorisch ausgerichtete Völkerkunde. Seine „Allgemeine Nordische Geschichte“ von 1771, die die Leibniz’sche ethnolinguistische Methode mit Linnés taxonomischem Ansatz verbindet, kann man als area study im besten Sinne des Wortes bezeichnen. Alle nördlichen Völker Eurasiens werden im Rahmen eines „systema populorum“ vorgestellt und nach Sprachen gegliedert. Den letzten Schritt zur „ethnologia“ (1781-83) ging in Wien Adam František Kollár. Der slowakische Schriftsteller, Hofbibliothekar und ehemalige Jesuit kritisierte die Praxis, klassische Völkernamen, wie etwa „Skythen“, unreflektiert auf spätere Völker wie die Russen zu übertragen. Vermeulen kann zeigen – auch durch eine Analyse wissenschaftlicher Zeitschriften jener Zeit–, dass überall, wo Forschungsansätze aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation rezipiert wurden, sich die Begriffe Ethnografie, Völkerkunde oder Ethnologie ausbreiteten. Erst eine physisch geprägte, sich als Rassenkunde ausrichtende Ethnologie, wie sie William Edwards und Paul Broca vertraten und die der Gründung ethnologischer Gesellschaften in Paris und London gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Stempel aufdrückte, brach mit dieser deutschen Tradition.
  Vermeulens Studie besticht durch Klarheit im Ausdruck. Trotz immenser Materialfülle verliert sie nie die These aus den Augen: Die Ethnologie begann als empirisches, systematisches und vergleichendes Forschungsprogramm von Völkern und Nationen, die nach Sprachen unterschieden werden und nicht nach dem Stadium in der Zivilisationsentwicklung. Da sich alle als Menschen verstanden, bestand kein Anlass, die Andersartigkeit besonders hervorzuheben. Dass die Ethnologie nicht in Seefahrernationen entstand, sondern als Projekt einer kleinen Gelehrtenelite mitten im Binnenland des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ist vielleicht kein Zufall, war doch dort die Vielfalt von Territorien, Mentalitäten und Ethnien eine Selbstverständlichkeit.
  Epochale Entdeckungsreisen von Marco Polo bis Alexander von Humboldt aus dem Blickwinkel von Reiseberichterstattern, die hautnah dabei gewesen sind, stehen im Mittelpunkt der bündigen Abhandlung von Jürgen Sarnowsky. Der Autor ist sich der Grenzen dieser Quellengattung bewusst. Denn kein Reisender berichtet nur, was er wirklich sah und erlebte, fast jeder vermischt Tatsachen mit Vorurteilen und Wunschbildern. Dennoch gewinnen Reiseberichte im Lauf der Zeit einen zunehmend wissenschaftlich-empirischen Akzent. Antonio Pigafetta, der als Chronist der ersten Erdumseglung unter Ferdinand Magellan bekannt wurde, ist nach Sarnowksy der erste Ethnograf im engeren Sinn gewesen. Ohne den Begriff „Ethnografie“ zu benutzen, beschreibt er ebenso detailliert wie kompetent die Langhäuser, die Hängematten sowie die aus einem Baum gefertigten Kanus der Eingeborenen, die in der Bucht von Rio de Janeiro leben.
  Der Hamburger Mediävist beginnt seinen Überblick über die Entdeckungsgeschichte nicht wie die meisten Überblickswerke bei Kolumbus, sondern stellt ein lesenswertes Kapitel über das Reisen und den internationalen Austausch im Mittelalter voran. Pilger suchten Seelenheil an entfernten heiligen Orten, Kaufleute aus Genua und Venedig erschlossen sich neue Handelsverbindungen im eurasischen Raum. Zweifellos behandelt das flüssig verfasste Buch ein attraktives Thema. Dennoch will sich kein dauerhaftes Lesevergnügen einstellen. Eine Expedition reiht sich an die andere. Dabei wird der Leser mit einer Salve von Personennamen und geografischen Orten bombardiert, die so schnell auftauchen wie sie wieder verschwinden, während so manche wichtige Frage erst gar nicht gestellt wird. Zu James Cooks gewaltsamen Ende auf Hawaii, dem Exempel für anthropologische Missverständnisse, weiß Sarnowsky nicht mehr zu sagen als: „Auf der Insel kam es zu Konflikten mit den Eingeborenen, Cook fand bei einer Racheaktion im Februar 1779 den Tod.“
Vermeulen hat seiner Studie den Titel „Before Boas“ gegeben. Er will damit sagen, dass die ethnografische Tradition der deutschen Aufklärung bei Franz Boas fortgewirkt habe, in seinem Antirassismus, in seinem konsequenten methodischen Zugriff, der die Kulturen relativierte und das Wissen pluralisierte. Als Leiter der anthropologischen Abteilung des American Museum of Natural History in Washington stellte Boas Ende des 19. Jahrhunderts die Objekte nicht mehr nach Entwicklungsreihen aus, sondern nach einzelnen Kulturen. Diese von Boas in den USA durchgesetzte Neuerung des tribal arrangement prägt bis heute die Ausstellungspraxis der meisten ethnologischen Museen. Zweifellos wird sich das geplante Humboldt-Forum von Boas’ ethnologischen Historismus lösen müssen. Die Frage drängt sich auf, ob es weiterhin sinnvoll ist, Gebrauchsgegenstände und Kunstobjekte indigener Kulturen gemeinsam auszustellen? Wäre das nicht so, als ob man ein Raffael-Gemälde neben einem Pflug zeigen würde, wie der Kunstkritiker Karl Scheffler bereits in den 1920er-Jahren formuliert hat? Wie lässt sich gleichzeitig der Kunst und dem Kontext Rechnung tragen? Derartigen Herausforderungen müssen sich die Ausstellungsmacher im Berliner Schloss stellen. Bei ihren Überlegungen wird ihnen die Lektüre der Bücher von Vermeulen und Sarnowski von Nutzen sein.
STEFAN LAUBE
  
    
Jürgen Sarnowsky: Die Erkundung der Welt. Die großen Entdeckungen von Marco Polo bis Humboldt. Verlag C.H. Beck, München 2015, 244 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 15,99 Euro.
  
  
Han F. Vermeulen: Before Boas. The Genesis of Ethnography and Ethnology in the German Enlightenment. University of Nebraska Press / Lincoln & London 2015, 718 Seiten, ca. 71,60 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein glänzendes Kompendium der Gegenwart."
Rainer Stephan, Süddeutsche Zeitung, 22. Dezember 2015

"Wer die Gegenwart verstehen will, sollte diese Geschichte gelesen haben."
Der Neue Tag, 10. Dezember 2015

"Ein veritabler Arbeitsspeicher fürs geplagte Kurzzeitgedächtnis."
Erhard Schütz, Der Freitag, 10. Dezember 2015

"Facettenreich, kurzweilig und gut erzählt."
Dagmar Röhrlich, Deutschlandfunk, 6. Dezember 2015

"Das Werk klug, kenntnisreich und fesselnd formuliert zu rühmen, wäre fast ein wenig untertrieben."
Gerhard Hauser, Schwäbische Post, 9. November 2015

"[Rödder] vermag spannend zu erzählen. Und vor einem klaren Urteil scheut er nie zurück."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 4. Oktober 2015

"Andreas Rödder hat ein bezauberndes Buch über den jüngsten Wandel in unserer Gesellschaft geschrieben."
Thomas Schmidt, Die Welt, 26. September 2015

"Crashkurs der Moderne."
Romain Leick, Der SPIEGEL, 26. September 2015

"Eine brillante Analyse der deutschen Gegenwart. [...] Seit Ralf Dahrendorf und Erwin Scheuch ist in der Bundesrepublik niemand mehr aufgetreten, der die gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und moralischen Probleme unserer Gegenwart mit so viel Sinn für Empirie, Theorie und geschichtlichem Differenzierungsvermögen zu erörtern versteht."
Hans-Peter Schwarz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2015

"Ein bemerkenswertes Buch: innovativ, anregend und unentbehrlich, weil die Gegenwart nur versteht, wer ihre Vorgeschichte kennt."
Ulrich Herbert

"Ein furioses Buch, das man nur jedem empfehlen kann."
Deutschlandradio Kultur, 8. Oktober 2015

"Andreas Rödder hat ein bezauberndes Buch über den jüngsten Wandel in unserer Gesellschaft geschrieben. [...] Schön, dass einmal ein Historiker den Mut hat, wie ein akademisch bestens gerüsteter Taugenichts in die Ferne zu ziehen."
Thomas Schmidt, Die Welt, 26. September 2015

"Wer die Gegenwart verstehen will, sollte zu diesem Buch greifen."
Werner Birkenmaier, Stuttgarter Zeitung, 25. September 2015

"Dem Historiker Andreas Rödder ist das scheinbar Unmögliche gelungen: Er hat eine brillante Geschichte der Gegenwart geschrieben, thesenstark und im großen Bogen."
Antje Korsmeier, Handelsblatt, 18. September 2015

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