Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: Theater und Erotik, Sprache: Deutsch, Abstract: „Erotik verhält sich zur Sexualität wie Gewinn zu Verlust“. Mit dieser Erkenntnis steht der österreichische Publizist Karl Kraus nicht alleine da. Fast alle Experten und Nachschlagewerke stellen die Begriffe „Erotik“ und „Sexualität“ einander diametral gegenüber. So betont der Brockhaus, dass Erotik „im Unterschied zum triebhaft-affektiven Erleben“ der Sexualität vor allem „Liebeskunst“ bedeute: „als individuelle Sublimierung und Stilisierung geschlechtlichen Triebverhaltens und als im weitesten Sinn künstlerische (spielerische, metaphorische und symbolische) Umsetzung der Sexualität“. Im Lexikon der Psychologie wird der Kontrast zur reinen Sexualität noch deutlicher: Erotik, das Erleben einer vitalisierenden Kraft, die den Menschen ganzheitlich erfasst und alle Dimensionen seines Seins ergreift: den Leib (der z.B. wie „elektrisiert“ erlebt werden kann), die Psyche (z.B. kräftemobilisierend, Steigerung der Lebenslust) und den Geist (z.B. Motivation, Vigilanz, Interesse, Entscheidung). [...] Wesentlich für das erotische Erleben ist das Bestehen einer Distanz. Erotik ist daher gleichsam „Zärtlichkeit ohne Berührung“. Mit der Distanz in der geschlechtlichen Vereinigung verliert sich die Erotik. Andere Quellen betonen, Erotik sei nicht von Sinnlichkeit, Geheimnis und Spannung, von Phantasie und Grenzüberschreitung zu trennen. Im Gegensatz zur reinen Sexualität, bei der es primär um körperliche Reaktionen gehe, spiele sich die Erotik hauptsächlich im Kopf ab und entstehe eher durch die Ab- als Anwesenheit von eindeutigen Sexualdarstellungen. Es bleibt jedoch fraglich, ob sich Sexualität und Erotik einander wirklich so konträr gegenüberstehen oder ob sie sich nicht vielmehr häufig miteinander vermischen. Auf jeden Fall sollte man nicht so kategorisch ausschließen, dass es auch im Sexualakt Momente der Erotik, der Spannung, der Phantasie geben und dass Erotik durchaus mehr als die oben genannte „Zärtlichkeit ohne Berührung“ umfassen kann.