»Man muß das Liebesleben freigeben und gleichzeitig den Weg zu seinem wesentlichsten Ordnungssystem freihalten.« So faßt Otto Flake in seiner 1928 erschienenen geist- und kulturbewußten Betrachtung das auch heute noch aktuelle Thema der Emanzipation sexueller Beziehungen zusammen. Unsere Zeit gibt jedem von uns größere Freizügigkeit in seinem Denken und Handeln, als früheren Generationen vorstellbar gewesen ist. Jedoch: »Man verläßt ein ... Moralsystem und verfällt sofort einem neuen.« Dabei darf Moral freilich nicht um ihrer selbst willen, als »abstrakte Gottheit«, verstanden werden, sondern sie kann allein den Sinn haben, das Glück des Einzelnen zu bestimmen. Seitdem die dogmatische Moral sich überlebt hat, gibt es keine andere mehr als die, die alle Entscheidungen in die Persönlichkeit verlegt. Erotische Freiheit bedeutet somit Freiheit von normativen Zwängen, Freiheit zur Verantwortung gegenüber dem Partner und der Gesellschaft. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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