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Luigi Pirandello, der Dramatiker und Erzähler, hatte die Angewohnheit, am Sonntagvormittag Sprechstunden für Personen abzuhalten, die aufgrund ihres besonderen Schicksals in seine Stücke oder Erzählungen aufgenommen werden wollten. Manche, die besonders aufsässig waren, schickte er wieder fort, aber den meisten lieh er sein Ohr, und so entstand nicht nur das weltberühmte Theaterstück Sechs Personen suchen einen Autor, sondern auch ein Großteil seiner Novellen. Mit dieser ironischen Selbstbeschreibung seiner Arbeit eröffnet der vorliegende Band, um dann in die ebenso karge wie intensive…mehr

Produktbeschreibung
Luigi Pirandello, der Dramatiker und Erzähler, hatte die Angewohnheit, am Sonntagvormittag Sprechstunden für Personen abzuhalten, die aufgrund ihres besonderen Schicksals in seine Stücke oder Erzählungen aufgenommen werden wollten. Manche, die besonders aufsässig waren, schickte er wieder fort, aber den meisten lieh er sein Ohr, und so entstand nicht nur das weltberühmte Theaterstück Sechs Personen suchen einen Autor, sondern auch ein Großteil seiner Novellen. Mit dieser ironischen Selbstbeschreibung seiner Arbeit eröffnet der vorliegende Band, um dann in die ebenso karge wie intensive Lebenswelt Siziliens einzumünden. Große und kleine Tragödien von Witwen und Waisen, Frommen und Frömmlern – Grotesken, die das menschliche Maß übersteigen und doch mitten aus dem Leben gegriffen sind. All diese leidvollen und mit tiefer Empathie beschriebenen Verhältnisse – die alte Mutter, die ihren hilfsbereiten Sohn nicht sehen will, der Mann, der immer im Schlaf lacht, die junge Witwe und der alte Witwer, die sich in ihrer Hochzeitsnacht auf dem Friedhof einfinden – haben ein erschütterndes oder absurdes Geheimnis. Über allem waltet der klare südliche Himmel, in dem der junge Ciàula, der nur die Arbeit im Schwefelbergwerk kennt, eines Nachts zum ersten Mal den Mond entdeckt.
Autorenporträt
Luigi Pirandello, geboren 1867 als Sohn eines Schwefelgrubenunternehmers, wuchs in Agrigent und Palermo auf. Bereits während seiner Schulzeit veröffentlichte er erste literarische Versuche. Ab 1887 studierte er Romanische Philologie in Rom und Bonn. 1892 kehrte Pirandello nach Italien zurück und arbeitete als freier Schriftsteller und Journalist, heiratete und wurde 1908 zum Ordentlichen Professor ernannt. Mit seinem Theaterstück Sechs Personen suchen einen Autor erlangte er 1921 Weltruhm. Sein Verhältnis zum italienischen Faschismus, für ihn der Nachfolger der fasci, der sozialistischen Partei Siziliens, für die er sich in seiner Jugend engagiert hatte, blieb zeitlebens ambivalent: Zwar ließ er sich von Mussolini hofieren und trat der Faschistischen Partei bei, zerriss aber später demonstrativ seinen Parteiausweis. Im nationalsozialistischen Deutschland war sein Werk verboten. 1934 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Pirandello starb 1936 in Rom.