Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Drei dicke Bände mit einem Gewicht von schätzungsweise drei Kilo vereinen das erzählerische Gesamtwerk von Alexander Kluge. Im Jahr 2000 erschien die Chronik der Gefühle mit den zwei Bänden Basisgeschichten und Lebensläufe,die sowohl die teilweise überarbeiteten Erzählungen aus den 60er-, 70er- und 80er- Jahren als auch zahlreiche neue enthalten, die in den 90ern vor allem unter dem Eindruck der Wende und dem Zerfall der Sowjetunion entstanden sind. Kluge betrachtet alle diese Geschichten als eine Einheit. 2003 veröffentlichte er weitere 500 Erzählungen unter dem GesamttitelDie Lücke, die der Teufel läßt. Im Vorwort schreibt er, dass damit „die SUCHE NACH ORIENTIERUNG“ fortgesetzt wird, aber unter einem neuen Erzählinteresse. Während in derChronik der Gefühle„die subjektive Seite, d.h. das menschliche Gefühl und die Zeit“ eine Rolle spielten, und es darum ging, „die Lücken zu finden, in denen sich Leben bewegt“, tritt in dem neuen Erzählband „die Geisterwelt der objektiven Tatsachen“ stärker in den Vordergrund. In Kluges Geschichten wird die Frage verhandelt, welchen Anteil subjektive Gefühle und objektive Tatsachen an der Konstitution der Welt, an der Vorstellung von Realität und Wahrheit haben. Schon die frühen Geschichten von Kluge beschäftigen sich mit der Welt der Tatsachen, und meistens erscheint diese als übermächtig. Die Erzählungen von 1973, die unter dem Titel Lernprozesse mit tödlichen Ausgang erstmalig veröffentlicht wurden, bezeichnet Wilhelm Heinrich Pott als „durchweg melancholisch“. Ähnlich wie auch schon in dem 1962 erschienenen ErzählbandLebensläufe wird über die Menschen in der Bundesrepublik, im prosperierenden Nachkriegsdeutschland mit einer „seismographische[n] Empfindlichkeit für die Regungen des Alltags“ berichtet. Kluge, dem es darum geht, Zusammenhänge in der Gesellschaft sichtbar zu machen, wendet sich in einer Spektralanalyse allen sozialen Schichten und Generationen zu. Insbesondere interessieren ihn die gehobenen Mittelschichten; Ingenieure, Offiziere, Juristen, Ärzte, Philologen, generell Wissenschaftler. Ins Blickfeld geraten aber auch Arbeiter, Hausfrauen, Verkäuferinnen sowie diverse Vertreter der Unterwelt, Kriminelle, Zuhälter und Prostituierte. Es sind keine Erfolgsgeschichten. Das Leben der Menschen ist seltsam gefangen. [...]