Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Pädagogik - Geschichte der Pädagogik, Note: bestanden (keine Benotung), Universität Paderborn, Sprache: Deutsch, Abstract: Pestalozzis elterliche ‚Wohnstube’ und ihre prägenden Einflüsse 1751, Pestalozzi war fünf Jahre alt, verstarb der Chirurgus Johann Baptist Pestalozzi. Er hinterließ seiner einunddreißigjährigen Frau Susanne drei noch unmündige Kinder. Den frühen Verlust seines Vaters hat Pestalozzi nie ganz überwunden; immer wieder finden sich in seinen Aufzeichnungen Überlegungen zu den Konsequenzen dieses Ereignisses für seine eigene charakterliche Bildung: „Ich verlor meinen Vater sehr früh, und dieser Umstand entschied über die Lücken meiner Erziehung, die mir durch mein ganzes Leben nachteilig waren.“ (Pestalozzi 1899 ff., Bd. 9, S.229) Aus diesem Tod ergaben sich weitreichende Konsequenzen für die Familie: War es um die finanzielle Situation schon zu seinen Lebzeiten nicht gut bestellt, wurde sie nun zu einem kaum lösbaren Problem. Da die Familie unbedingt in Zürich bleiben wollte, musste der Lebensstandard um ein Beträchtliches gesenkt werden. Dass die Familie die Stadtwohnung halten konnte, ist nicht zuletzt das Verdienst der Magd Barbara Schmid, dem „Babeli“. Sie hielt ihr dem Hausherrn an seinem Sterbebett gegebenes Versprechen, der Familie bis zu ihrem Tod zur Seite zu stehen, mit einer beispiellosen Aufopferungsbereitschaft. Pestalozzi leidet unter dem Fehlen einer männlichen Leitfigur, dem Mangel aller Reize zur Entfaltung männlicher Kraft und der herausfordernden Stärke einer Vaterfigur. Durch die fehlende Möglichkeit des Kräftemessens wird Pestalozzi vieler Entwicklungsanstöße beraubt. Dennoch weiß er auch die Vorteile dieser Erziehung zu schätzen, liebt Babeli mindestens ebenso wie die strengere Mutter. Die Liebe zu seiner mütterlichen Magd mag Ursprung seiner Liebe zum einfachen Volk und zum Glauben an die Güte jedes noch so einfachen Menschen gewesen sein. Auch später erklärt Pestalozzi seinen unermüdlichen Einsatz für die Armen damit, ihnen nur wiedergeben zu wollen, was sie -wohl in der Gestalt der Magd- ihm gegeben haben. „PESTALOZZIs ‚hohe Achtung für die Menschennatur auch beim Niedrigsten im Volke’ (S 9, 232, f..) und seine unerschütterliche Ueberzeugung vom menschlichen Wert des Armen hat unzweifelhaft auch biographische Wurzeln (...). Beide – Hochachtung und Werteinsicht – sind sowohl Grund als auch Folge seiner Liebe zum Armen...