Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Thema: Globalisierung, pol. Ökonomie, Note: 1,0, Technische Universität Chemnitz (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: Internationale Risiken und Risikomanagement, Sprache: Deutsch, Abstract: Fragen einer gesicherten Energieversorgung – kurz: Energiesicherheit – sind in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der internationalen Politik gerückt. Die zunehmende Knappheit fossiler Energieträger, der Trend zur Verstaatlichung von Rohstoffvorkommen, steigende Importraten in den westlichen Großverbraucherregionen und temporäre Lieferunterbrechungen haben seit der Jahrtausendwende zu einer verstärkten Resonanz sicherheitspolitischer Implikationen in den allgemeinen Energiedebatten der europäischen Nachfrageländer geführt. Das strategisch wichtigste Projekt in diesem Zusammenhang ist der Bau der 3300km langen Erdgaspipeline „Nabucco“, die die west- und zentraleuropäischen Gasmärkte mit den Gasreserven des kaspischen Raumes, Zentralasiens und des Nahen Ostens verbinden soll. Ab 2014 soll durch sie jährlich 31 Mrd. m³ Erdgas aus dem kaspischen Raum über die Transitstaaten Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis in das niederösterreichische Gasverteilerzentrum Baumgarten transportiert werden. Der Realisierung dieses energiepolitischen Mammutprojekts stehen jedoch noch eine ganze Reihe politischer, ökonomischer und technischer Hindernisse im Weg: Angefangen von generellen Finanzierungsfragen und politischen Streitigkeiten über Gasdurchleitungsquoten zwischen den Transitstaaten besteht das dringendste Problem jedoch in der Verfügbarkeit ausreichender Gasquellen für die Auslastung der Pipelinekapazitäten. Die EU hofft dabei auf die Unterstützung aus den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan, um die dortigen Gasreserven für die Befüllung der Nabucco-Pipeline nutzen zu können. Die entsprechenden politischen Zusagen sind bisher jedoch ausgeblieben. Lediglich Aserbaidschan konnte bisher als sicherer Lieferant gewonnen werden. Der Umfang der aserbaidschanischen Liefermengen reicht jedoch bei weitem nicht aus, um einen zufriedenstellenden Amortisierungsgrad der Pipeline gewährleisten zu können. Weiterhin determiniert der ungeklärte Rechtsstatus des Kaspischen Meeres und die fehlende Transportinfrastruktur an der Ostküste den geplanten Verlauf der Transitroute und verhindert eine Anbindung der zentralasiatischen Gasreserven. Auch das russische Konkurrenzprojekt „South Stream“ trägt aktiv zur Torpedierung des Nabucco-Projekts bei und besitzt das Potenzial, die europäischen Diversifizierungsbemühungen nachhaltig zu unterminieren.