Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Politik - Thema: Europäische Union, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Sprache: Deutsch, Abstract: Kein Problem beherrscht die europäische Politik und Öffentlichkeit so intensiv wie die gegenwärtige ökonomiebasierte Krise der Eurozone. Wohl nie stand die Existenz dieser europäischen Vertragsgemeinschaft vor einer so grundsätzlichen Bestandsaufnahme. Seit dem Jahre 2008 haben die Staaten der Eurozone mit gemeinsamen Maßnahmen auf ihre ökonomische Krise reagiert, die über die ursprünglichen Vereinbarungen ihrer Verträge hinausgehen. Vor allem das Schuldenkrisenmanagement und die aktuelle Diskussion um eine Wirtschaftsregierung zeigen, dass die Zusammenarbeit der Vertragspartner des Währungsraums mit der Krise enger geworden ist. Doch nach wie vor wird kritisiert, dass bisherige Krisenmaßnahmen allein symptomorientiert seien und für Lösungen der ökonomischen Krise nicht ausreichten (vgl. Gros/Alcidi 2011: 166). Der Wirtschafts- und Währungsunion werden krisenverschärfende Konstruktionsmängel bescheinigt (vgl. Sinn 2011: 14 ; vgl. FTD 2011: 25), deren "(...) institutionelle Defizite dringend zu beseitigen (...)" seien (Rogoff 2012: 89). Barroso (2011: 3) schließt in diesem Sinne auf eine "Systemkrise der Eurozone". Dieser Eindruck mehrt sich durch eine anhaltende Auseinanderentwicklung der Eurozonen-Staaten in Wettbewerbsfähigkeit und Bonität (vgl. Eurostat 2011). Um einer Verschärfung der Krise wirksam entgegensteuern zu können, plädiert die EU-Kommissionsspitze (Barroso 2011: 3-6 ; Rehn 2011: 6-8) für eine "(...) tiefere ökonomische Integration der Eurozone". Doch auf supranationale Vertragsvertiefungsschritte wie im klassischen Sinne deutet gegenwärtig wenig. Zu unterschiedlich scheinen die Interessen der Eurostaaten auf Feldern von Wirtschafts- und Finanzpolitik angeordnet (vgl. Delors 2010: 8-13). Der portugiesische Staatspräsident Silva (2011: Abs. 38) wertete die bisherige Krisenmaßnahmen etwa als eine "Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners". Insbesondere ökonomisch führende, vorerst konjunkturell solide aus der Krise hervorgegangene Eurozonen-Staaten stehen der Supranationalisierung ihrer wirtschafts- und finanzpolitischen Kernkompetenzen entgegen. Vor allem der deutschen Regierung wird bescheinigt, Krisenpolitik "nach innen auszurichten" (Young/Semmler 2011: 19) und nationale Kontrollansprüche zu behaupten. Die deutsche Regierung scheint sich in diesem Sinne in einem abgrenzenden und dezidiert nationalen Interesse positioniert zu haben: [...]
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