Magisterarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung), Sprache: Deutsch, Abstract: In der Literaturforschung fanden Fantasy-Rollenspiele bisher kaum Beachtung; sie wurden als Populärkultur betrachtet und deshalb nicht näher untersucht. Zwar gibt es unzählige Forschungsarbeiten zu Rollenspielen, die sich mit ihren soziologischen, pädagogischen oder didaktischen Funktionen auseinandersetzen. Es liegen jedoch nur wenige Arbeiten über ihren Gehalt als Texte vor. Mit Beginn des neuen Jahrtausends sieht sich die Germanistik jedoch mit noch einer weiteren Neuerung konfrontiert: mit der zunehmenden Mediatisierung des Marktes, die auch den Buchmarkt nicht verschont. Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur bleiben mediale Verschmelzungen nicht aus; Medienverbundangebote sind die neuen Erfolge, die den Kinder- und Jugendbuchmarkt beherrschen. Ein Buch allein scheint langweilig geworden zu sein; erst wenn der Film oder die Fernsehserie dazu existiert, ist das Interesse der jungen Leser geweckt. Umgekehrt werden die Begleitbücher zu Kinofilmen und Fernsehserien Bestseller durch kindliche und jugendliche Rezipienten, die das Angebot dankbar annehmen. Dass diese als neu und innovativ gefeierten Medienverbundangebote in der Form des Rollenspiels bereits seit Jahren existieren, scheint die Forschung nicht bemerkt zu haben. In dieser Arbeit soll das Medienverbundangebot Fantasy-Rollenspiel erstmals untersucht werden. Dabei beschränke ich mich aus Platzgründen auf die beiden Systeme „Advanced Dungeons and Dragons“ (im Folgenden „AD&D“) und „Das Schwarze Auge“ (im Folgenden „DSA“). Ersteres behandle ich, weil es sich um das erste kommerzielle Rollenspielsystem überhaupt handelt; DSA, weil es das erfolgreichste deutsche Rollenspielsystem ist. Insofern sollen die einzelnen Medien, die aus dem Primärmedium Rollenspiel entstanden sind, einerseits auf ihr kinder- und jugendliterarisches Potenzial untersucht werden, andererseits soll ein besonderes Augenmerk auf das Erzählen als solches gerichtet werden. Kappelers These vom Rollenspiel als neue Form des Erzählens soll in dieser Hinsicht genauer betrachtet und die erzählerischen Leistungen der einzelnen Medien genauer beleuchtet werden. Obwohl sich diese Arbeit nicht spezifisch mit dem Vorhandensein von Gewalt befasst, sollte doch dieser Aspekt der Fantasy-Erzählung im Auge behalten werden, vor allem was das Erzählerische anbelangt.