Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Kriemhild nimmt eine zentrale Stellung im „Nibelungenlied“ ein. So wird einleitend zunächst auf sie eingegangen: Kriemhild, ein 'vil edel magedîn', eine junge, unverheiratete, adelige Frau, wächst im Burgundenland auf und besitzt eine schœnde, eine Schönheit, wie keine andere Frau auf der Welt. In der zweiten Strophe wird sie als zentrale Figur präsentiert, die in einer höfischen Welt mit matriarchalischen Strukturen aufwächst. Kriemhild unterliegt somit zwar patriarchalisch der Abhängigkeit der Königsbrüder, da der eigentliche Patriarch, der Vater, verstorben ist, sie tritt jedoch an die erste Stelle der repräsentativen frouwe am Wormser Hof. Kriemhild gehört als adelige frouwe, geborene Königstochter und spätere künegîn, Königin, einem Stand an, der sie zunächst zu bestimmten Handlungsweisen und einem rollenkonformen Sozialverhalten verpflichtet. Doch die Ermordung Siegfrieds lässt sie entgegen ihrem Status handeln und erste Sozialkonflikte bahnen sich an. In ihrer Trauer heiratet sie schließlich erneut, um ihr altes leit, Leid, zu rächen. Sie sieht dies nicht als Chance, denn auch das Glück wieder Mutter zu sein bedeutet ihr nichts. Am Ende löst sie jegliche familiäre Bindung. Doch wie es zu der Wandlung „Von der höfischen 'frouwe' zur grausamen Rächerin“ kommt und welche Beweggründe der Dichter der Figur zuschreibt, gilt es in dieser Arbeit zu untersuchen. Da meine Arbeit ausschließlich von der Erforschung der Kriemhild-Figur handelt und ich somit nicht handlungschronologisch vorgehe, setze ich Kenntnisse des Plots des „Nibelungenliedes“ voraus. Überblickshalber ist meine Arbeit in vier große Themenbereiche unterteilt: Im ersten Teil gehe ich darauf ein, wie sich Kriemhild die ihr angeborene Schönheit und den Sozialstatus der Königstochter durch prunkvolle Kleider und übermäßige Schenkerei zunutze macht, um ihr Ansehen und damit ihre Macht- und Besitzverhältnisse auszubauen, alles für ihr späteres Lebensziel, die Rache. Anschließend gehe ich auf den Wandel ihrer sozial-familiären Bindungen zu ihrem Mann Siegfried, ihrer Mutter Ute, ihren Söhnen Ortlieb und Gunther, ihren Brüdern Gunther, Gernot und Giselher, ihrer Schwägerin Brünhild und ihren Vertrauten Hagen und Rüdiger ein. Kriemhilds Träume und ihr Glaube zeigen weitere Facetten der Figur. Der Umschlag von leit zu Rache rundet die Kriemhild’sche Wandlung ab.