Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum (Germanistik), Veranstaltung: Tendenzen der Gegenwartsliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Christian Kracht ist einer der einflussreichsten Autoren der letzten zwei Jahrzehnte. Er „fasziniert, begeistert – und irritiert. […] Er wird verehrt und verdammt, gepriesen und gescholten, verklärt und missverstanden – und, nicht selten, vereinnahmt für Bewegungen, Ideen und Generationen, zu denen er sich nicht bekannt hat.“ Dies zeigte sich zuletzt in der Rezension des Spiegel-Kritikers Georg Dietz zu dem Roman Imperium, wo dieser Christian Kracht unterstellte, er sei „der Türsteher der rechten Gedanken.“ Weiter polemisierte Dietz, dass man an seinem Beispiel sehen könne, „wie antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg“ hineinfände „in den Mainstream“. Ein Aufschrei seitens der Autorenliga der Gegenwartsliteratur war die Folge, denn der Kritiker hatte den Roman schlichtweg missverstanden oder absichtlich aus dem Kontext gerissen, um dem Autor zu schaden. Die Vorwürfe wurden schließlich als haltlos eingestuft und Christian Kracht erhielt für Imperium seinen ersten Literaturpreis. Dieses und zwei weitere Werke des Autors sollen in der vorliegenden Arbeit analysiert werden. Christian Kracht betont stets von sich selbst, dass er nichts Neues mehr erfinde, sondern nur alte Motive aufgreife und variiere. Seine Werke sind gespickt mit Zitaten und Referenzen. In seiner Dankesrede anlässlich des ihm für Imperium verliehenen Wilhelm-Raabe Preises bezichtigt Kracht sich gar der Hochstapelei und äußert seine Sorge, damit bald aufzufliegen, dass er „als Literat gar nichts Neues mehr wirke, sondern das von großen Vorgängern wie Salinger, Conrad oder Jünger Geschaffene nur aufnehme, variiere, allenfalls ‚mit einer neuen Glasur‘ versehe.“ Diesem Gestus bleibt der Autor treu, denn in Faserland, 1979 und vor allem Imperium zitiert er ein literarisches Motiv, das schon jahrhundertelang in der deutschen und internationalen Literaturgeschichte verankert ist: Das Aussteiger-Motiv. Sebastian Domsch erkennt Faserland als eine „Abstiegs und damit auch eine Ausstiegsgeschichte“ und führt an, dass 1979 gleichsam noch als Steigerung dessen als „radikalen sozialen Ausbruchsversuch“ anzusehen ist. In seinem Roman Imperium, der sich zwar thematisch und erzählerisch entschieden von den beiden anderen unterscheidet, verfolgt Kracht dieses Motiv weiter und erzählt mit einer Mischung aus historischer Satire und ironisch überformter Pseudorobinsonade die vermeintlich konsequenteste Form einer Aussteigergeschichte.