Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Institut für Germanistik), Veranstaltung: BBM 2c: (Literatur)theorien, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll es um das Werk „Das Urteil“ von Franz Kafka gehen. Die Erzählung, die in der Nacht vom 22. auf den 23. September 1912 von Kafka verfasst und im folgenden Jahr veröffentlicht wurde, bekam viel Aufmerksamkeit, bewegte das Interesse der Sprach- und Literaturwissenschaftler und stand im Mittelpunkt ganz vieler literarischen Untersuchungen. Ich werde in dieser Arbeit die Erzählung aus einer psychoanalytischen Sicht interpretieren, indem ich die freudsche Theorie zur Psychoanalyse zum Einsatz bringe, um die Erzählung zu verstehen. Jedes literarische Werk ergibt sich nach einer psychologischen Aktivität und ist somit ein Gegenstand der psychologischen Forschung. Man geht deshalb bei literaturpsychologischen Ansätzen von einer engen Beziehung zwischen Literatur und Psychologie aus. Also genauer gesagt, man spricht von einer festen Verbindung von psychologischer Deutung und literaturwissenschaftlicher Interpretation. Das ist vor allem in der Literaturwissenschaft kein neues Phänomen, da psychoanalytische Literaturinterpretationen so alt sind, wie die Psychoanalyse selbst. In der ersten Linie betrachtet die Psychoanalyse das literarische Werk als psychisches Produkt eines Menschen in einer bestimmten gesellschaftlichen und historisch-kulturellen Situation. Ein Produkt, das aus Phantasie und Abwehr besteht. Die Literaturwissenschaft sieht das literarische Werk als ästhetisch-formales Gebilde, das sich in eine gattungsgeschichtliche Position einordnen lässt. Beide Seiten beschränken sich aber nicht streng auf die genannten Gesichtspunkte. Die Psychoanalyse versucht, Sinnzusammenhänge zu betrachten. Sie fragt also nach der Entstehung dieser Zusammenhänge. Das Werk wird nach der Lebensgeschichte, nach den Kindheitserlebnissen und den Lebensumständen des Autors interpretiert. Ein weiterer Aspekt der Psychoanalyse besagt, dass sie das literarische Werk als Produkt eines psychischen Konflikts zwischen bewussten und unbewussten Wünschen und als Kompromissbildung aus Strebungen nach Mitteilung und Befriedigung versteht.