Essay aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Skandinavistik, Note: unbenotet, Humboldt-Universität zu Berlin (Nordeuropa-Institut), Veranstaltung: GK: Einführung in die skandinavistische Kulturwissenschaft: Kultur und Politik, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahre 2008 bricht in Island die große finanzielle, soziale und politische Krise aus, die noch heute das Leben der Isländer prägt. Wie jedoch ist es dazu gekommen? Welche Voraussetzungen spielten eine führende Rolle? Gab es Warner gegen diese Entwicklung? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser Essay. „Gott segne Island.“ Mit dieser für isländische Verhältnisse unüblichen Anempfehlung des Schicksals seines Landes an eine transzendente Macht leitet Ministerpräsident Geir Haarde am 06. Oktober 2008 in der isländischen Gesellschaft das Bewusstsein ein, sich in einer wirtschaftlich-finanziellen und sozialen Krise zu befinden. Zunächst eine Schockstarre erleidend, beginnen die Isländer im Januar 2009 mittels der sogenannten Kochtopfrevolution gegen die konservativ-sozialdemokratische Regierung zu rebellieren. Diese tritt nicht unter dem Druck der protestierenden Bevölkerung aufgrund einer Verantwortlichkeit zurück; vielmehr bricht sie offiziell wegen gesundheitlicher Probleme der Führungspersonen zusammen. Im April 2009 wird erstmals in der isländischen Geschichte eine mehrheitlich linke Regierung gewählt. Die schicksalhaften drei Worte der Rede von Geir Haarde erwecken nicht nur den Widerstand der Isländer gegen dieneoliberale Politik, sondern auch neue politisch-gesellschaftliche Impulse, die unter anderem zur Gründung der Protestpartei BestiFlokkurinn führen. Dies jedoch ist eine rezeptionell-empirische Sicht auf die Ereignisse am Ende des Jahres 2008. In diesem Essay soll eine andere Frage im Vordergrund stehen: Standen die Isländer bis zum Platzen der neoliberalen Wirtschaftsblase dem Wirken der ‚Expansionswikinger‘ wirklich blind gegenüber? Oder gab es gegenüber dieser Form des ungezähmten Kapitalismus warnende Stimmen?