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In der Geschichte der modernen Astronomie ist Pierre Simon Laplace lange der Platz des Vollenders zugewiesen worden. Was die "wissenschaftlichen Revolutionäre" Galilei, Kepler und Newton begründet hätten, sei durch den Protegé Napoleons abgerundet und ins rechte Licht gerückt worden. Tatsächlich hatte Laplace entscheidenden Anteil an der Etablierung der Astronomie als Inbegriff einer historisch wie theoretisch "vollendeten" Wissenschaft im frühen 19. Jahrhundert. Anders als in der religiösen Heilsgeschichte kommt dem Vollender in der wissenschaftlichen Fortschrittsgeschichte aber nur nachgeordnete Bedeutung zu; er gilt nicht als Entdecker und Eroberer, sondern als Verwalter und Verteidiger. Es erstaunt daher kaum, dass Laplace noch immer zu den bekannten Unbekannten der Wissenschaftsgeschichte gehört. Einen energischen Anlauf, dies zu ändern, unternimmt Jörn Henrich in seiner Berliner Habilitation. Sie stellt den Versuch dar, den Astronomen Laplace für die Philosophiegeschichte zu gewinnen - diesmal allerdings in der Rolle des Begründers, und zwar von nichts Geringerem als dem "modernen Wissenschaftsideal". Laplace, so Henrich, habe zentralen Prinzipien der modernen Naturwissenschaften zum Durchbruch verholfen: dem Reduktionismus, Determinismus und Atheismus, dem Verbot von Metaphysik sowie dem Gebot von Induktion und Gesetzeserklärung. Zwar mag Henrichs Hauptargument selbst etwas reduktionistisch klingen und seine Darlegung von Laplaces Wirkungsgeschichte allzu knapp ausfallen, insgesamt hat sein Buch aber das Potential, auch Henrich zu einem Begründer zu machen - dem eines neuen Laplace-Bildes. (Jörn Henrich: "Die Fixierung des modernen Wissenschaftsideals durch Laplace. Akademie Verlag Berlin 2010. 247 S., geb., 59,80 [Euro]).
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