Wer einmal die Gelegenheit hatte, an einem Familienfest der Forsytes teilzunehmen, sah etwas Beeindruckendes und Aufschlußreiches vor sich - eine Familie der oberen Mittelschicht in ihrer ganzen Pracht. Besaß nun dieser Begünstigte die Gabe psychologischer Analyse (ein Talent ohne Geldwert und den Forsytes gänzlich unbekannt), so wurde er Zeuge eines Schauspiels, das nicht nur ein Genuß an sich war, sondern auch der Illustration eines undurchschaubaren menschlichen Problems diente. Mit anderen Worten, die Versammlung dieser Familie - in der kein Zweig Zuneigung für den anderen empfand, in der nicht zwischen dreien ihrer Mitglieder ein Gefühl bestand, das Sympathie genannt zu werden verdiente - bestätigte ihm jenen geheimnisvollen festen Zusammenhang, der eine Familie zu einer so respektablen Einheit der Gesellschaft, einem so treuen Abbild der Gesellschaft im kleinen macht. Er bekam ein Bild von den dunklen Pfaden sozialen Fortschritts, er erhielt einen Begriff von patriarchalischem Leben, vom Nomadenleben wilder Stämme, von der Blüte und dem Verfall der Nationen. Er war wie jemand, der einem Baum seit dessen Pflanzung beim Wachsen beobachtete - einem Musterbeispiel an Zähigkeit, Widerstandskraft und Erfolg inmitten hundert anderer absterbender Pflanzen, die weniger verzweigt, saftreich und langlebig waren - bis dieser eines Tages auf dem Gipfel seiner Entfaltung in beinahe abstoßender Üppigkeit mit dichtem, vollem Laub blühte. Am 15. Juni 1886 nachmittags gegen vier, hätte ein zufälliger Beobachter unter den Gästen im Hause des alten Jolyon in Stanhope Gate sich von der höchsten Blütezeit der Forsytes überzeugen können. Der Anlaß des Empfanges war die Verlobung von Miß June Forsyte, der Enkelin des alten Jolyon, mit Mr. Philip Bosinney. Im Festschmuck ihrer hellen Handschuhe, gelben Westen, Federn und Kleider war die ganze Familie anwesend - selbst Tante Ann, die nur noch selten die Ecke im grünen Wohnzimmer ihres Bruders Timothy verließ, wo sie im Schutze eines Büschels gefärbter Pampasgräser in einer hellblauen Vase, von den Bildern dreier Generationen der Forsytes umgeben, den ganzen Tag lesend und strickend saß. Selbst Tante Ann war da; mit ihrem ungebeugten Rücken und der stillen Würde ihres alten Gesichts ein Bild starren Festhaltens an der Familienidee. Wenn ein Forsyte sich verlobte, heiratete oder geboren wurde, waren die Forsytes dabei. Wenn ein Forsyte starb - aber bis jetzt war noch kein Forsyte gestorben; sie starben nicht, der Tod ...
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