Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität zu Köln (Institut für Deutsche Sprache und Literatur I), Veranstaltung: Literatur und Tod, Sprache: Deutsch, Abstract: Franz Kafkas literarisches Gesamtwerk zeichnet sich durch wiederkehrende Themen wie Vater-Sohn-Konflikte, Rechtsfragen sowie Verzweiflung und Tod der Protagonisten aus. In vielen Fällen scheint die Frage nach der Schuld allgegenwärtig im Raum zu stehen, letztendlich jedoch offenzubleiben. Die Erzählung "Das Urteil" lässt die Frage nach Georgs Schuld offen. Auf der histoire-Ebene bietet es sich an, zu untersuchen, wie sich die Raumsemantik auf diese Frage auswirkt und ob Georgs Suizid eine Grenzüberschreitung und somit ereignishaft im Sinne Lotmans ist. Eine der in dieser Arbeit zu untersuchenden Thesen besagt, dass nicht Georg, sondern sein Vater die bewegliche Figur der Erzählung ist. Georgs Handlungen und Gedanken sind stets von Unentschiedenheit geprägt, weshalb er keine Grenzüberschreitung vollzieht, obwohl er sich offensichtlich nach der äußeren Welt sehnt. Diese Unsicherheit wird zu seiner Schuld und veranlasst den Vater, ihn zum Tode zu verurteilen. Georg folgt mit der Vollstreckung des Urteils an sich selbst nur den Anweisungen des Vaters, wodurch sein Tod keine Grenzüberschreitung und somit auch kein Ereignis im Sinne Lotmans darstellt. Dadurch wird auch die Zuordnung seines Todes zum Suizid problematisiert, was im Folgenden ebenfalls untersucht werden soll.
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