Kreolistik und Kolonialismus waren jahrhundertelang eng miteinander verflochten. Ohne die koloniale Expansion wären Kreolsprachen und kreolische Kulturen nicht entstanden, ohne koloniale Strukturen war ihre wissenschaftliche Erforschung lange Zeit undenkbar. Dieser Band erschließt erstmals umfassend die grundlegenden Texte der französischen Kreolistik des späten 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen dabei die Verbindungen zwischen Sprachbetrachtung und Rassedenken: Wie wurde Kreolisierung im Rahmen der Ideologie vermeintlicher Rassenhierarchien erfasst? Wie gelang es zu dieser Zeit, sich vom festgefügten Bild der "Schwarzen" in der Sprachbeschreibung zu lösen? Als Philologie umfasst die damalige Kreolistik neben der Grammatikschreibung auch das Studium der Oralliteratur sowie Fragen der Verschriftlichung. Sie verwebt dabei Sprache und Text mit historisch-genealogischer Herkunftssuche zur Trennung des Eigenen vom Fremden. Für aktuelle linguistische und kulturwissenschaftliche Debatten um Eingrenzung von Konzepten wie Kreolisierung oder Hybridität liefert diese Arbeit ausgehend von der Disziplingeschichte fruchtbare Erkenntnisse.
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