Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universität Münster (Germanistisches Institut, Abteilung Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Kaum eine Frage ist, insbesondere seit den 1970er Jahren, in der deutschen Literaturwissenschaft bei der Betrachtung der Romantik stärker betrachtet und diskutiert worden, als das ‚Emanzipatorische’ im Frauenbild jener Epoche, die literarisch und philosophisch maßgeblich von den Vorlesungen und Schriften der Brüder Friedrich und Wilhelm Schlegel beeinflusst worden ist. Distanzieren sich in der neuesten Forschung auch zunehmend Literaturwissenschaftler von der emphatischen Feier vor allem Friedrich Schlegels als einem Vorreiter der Emanzipation und schlagen gemäßigtere und wohl auch reflektiertere Töne an, gehört die beginnende Abwendung von der Superiorität des Mannes über die Frau doch zu einer der Hauptneuerungen der Romantik. Die Ausführungen Goethes zum Beispiel zu Aufgabe und Bestimmung des weiblichen Geschlechtes stellen das Gegenteil dessen dar, was Schlegel in seinem Werk ‚Lucinde’ vertritt. Die Kontakte, die nicht nur die Brüder Schlegel, sondern auch weitere Mitglieder des Jenaer Kreises und anderer Zeitgenossen zu körperlich und geistig reiferen Frauen unterhielten, waren grundlegend für die Erkenntnis der Ebenbürtigkeit der Geschlechter. Leibschaften wie Dorothea Veith und Caroline Böhmer, die später die Frauen Friedrich und Wilhelm Schlegels wurden und gleichzeitig zu deren Entfremdung beitrugen, nahmen so als Rückprojektionsfläche großen Einfluss auf die Literaturgeschichte, auch wenn ihr eigenes Werk kaum Beachtung fand Diese Ausführungen legen nun den Schluss nahe, dass mit der Veröffentlichung der Lucinde und den Wiener Vorlesungen der Geist der emanzipatorischen Romantik über das literarische Deutschland hereingebrochen sei. Doch nicht nur an der oft kritischen, manchmal polemischen, jedoch in jedem Fall reichlichen Rezeption dieses Schlüsselwerks der schlegelschen „Symphilosophie“ lässt sich die Gegnerschaft zu diesem Gedanken ersehen.