Deutsch wurde im Europa des 18. Jahrhunderts nicht nur auf Ämtern und bei Hofe gesprochen, sondern auch vielerorts als Fremdsprache unterrichtet. Davon zeugen die in dem neuen Band von Helmut Glück untersuchten rund 750 Grammatiken, Lehr- und Wörterbücher, Dialoge und Briefsammlungen, Regelungen für den Sprachgebrauch in Verwaltung, Kirche, Schule und beim Militär sowie Berichte über die Verwendung der Fremdsprache Deutsch. Die Materialien werden in Bezug auf den Aufbau der Grammatiken und Lehrmittel, die für den Deutschunterricht verfasst wurden und deren Vielfalt sowie die darin abgebildeten Normen (welches Deutsch wurde gelehrt?) und "Hauptschwierigkeiten" des Deutschen analysiert. Außerdem wird den Spuren der Kulturgeschichte nachgegangen, die sich von den Türkenkriegen über das Schokoladetrinken, den Strafvollzug und das Ballspielen in den Lehrbüchern niedergeschlagen haben. In einem zweiten Teil werden Personen vorgestellt, die die Lehre des Deutschen als Fremdsprache im 18. Jahrhundert maßgeblich prägten. Der dritte, nach Sprachräumen gegliederte Teil verzeichnet wo, wie, von wem und für wen Deutsch unterrichtet wurde, welche Grammatiken, Wörterbücher und andere Lehrmaterialien dazu erstellt wurden und wie diese sich auf die "innerdeutsche" Grammatikschreibung und Lexikographie bezogen. Der umfangreiche Band erschließt so einerseits die Entstehungs- und frühe Praxisgeschichte des Faches "Deutsch als Fremdsprache". Andererseits leistet er aber auch einen wichtigen Beitrag zur Sprachgeschichte des Deutschen aus europäischer Perspektive, da er die Entwicklung des Deutschen zur ausgebauten Hoch- und Literatursprache sprachraumübergreifend in den Blick nimmt.
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