Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Lateinamerika-Institut Berlin), Veranstaltung: Identität und Geschlecht, Sprache: Deutsch, Abstract: Im vormals unter dem Namen Celebes bekannten Sulawesi leben mit den Bugis und den Macassar zwei kulturell nahe verwandte Völker, die im Westen vorwiegend für ihre komplexe kriegerische Gesellschaft und vergangene beachtliche Leistungen in Seefahrt (und Piraterie) bekannt geworden sind. Weniger bekannt ist, dass beide Völker zu der geringen Anzahl ethnischer Gruppierungen gehören, bei denen instititutionalisierte Formen von Gender-Transgressionen zu finden sind. Schon kolonialzeitliche christliche Seefahrer berichteten über für sie merkwürdige Formen von Transsexualität, und trotz Konvertierung beider Gruppen zum - nicht unbedingt toleranteren - Islam im 17. Jahrhundert sind sie auch heute noch in ihren traditionellen Rollen zu finden. Nun erfreuen sie sich, im Zuge einer gewissen Zunahme der Popularität der waria, der indonesischen Transsexuellen, verschärfter Aufmerksamkeit von indonesischen Medien und Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu anderen Formen ethnischer Transsexualität sind die Verhältnisse im südlichen Sulawesi aber recht komplex, so komplex, dass eine Ethnologin (Graham 1999) hier nicht nur von dem hinlänglich bekannten „dritten Geschlecht“, sondern gar von fünf Geschlechtern spricht. Die vorliegende Arbeit hat sich das Ziel gesetzt, diese Formen genauer zu untersuchen; Leitfrage ist dabei, wie sich das Verhältnis von sozialer und sexueller Identität bei diesen transsexuellen Formen darstellt und wie man es begrifflich am besten fassen kann. Zu diesem Zweck ist die Arbeit wie folgt aufgeteilt: Im folgenden Teil (2) soll zuerst ein skizzenhafter Überblick über die Theorie der Gender-Forschung gegeben werden, gefolgt von einem Überblick über die gegenwärtige Situation der indonesischen Transsexuellen allgemein (3). Anschließend wird die Transsexualität im südlichen Sulawesi genauer untersucht (4). Dazu wird erst ein Überblick über die verschiedenen Formen bei den Bugis und Macassar gegeben, um dann beispielartig die kawe-kawe der Macassar näher zu beleuchten; ein Fazit zur Beantwortung der Forschungsfrage schliesst sich an (5.)