Geschichten zu hören und zu erzählen ist ein Urbedürfnis der Menschen, nicht weit hinter Trinken, Essen und Schlafen. Warum das so ist, hat die Anthropologen bislang wenig interessiert. Doch nicht nur das Erzählen, als das wohl elementarste Format der Verarbeitung von Wahrnehmungen, Bedürfnissen und Erfahrungen, ist universal. Quer durch alle Kulturen findet sich eine Fülle übereinstimmender Motive, Plots und Genres. Warum ist das so?
Der Erfolg einer Geschichte bemaß sich vor Erfindung der Schrift schlicht danach, ob sie weitererzählt wurde. Weitererzählt wurde, was den größten Anklang bei den Zuhörern fand; Ähnliches geschieht jetzt wieder in den massenmedial vermittelten Narrationen der modernen Populärkultur. Zu suchen ist also nach relevanten Dispositionen, die allen Menschen gemeinsam sind. Dazu werden zunächst mit den Mitteln der Literaturwissenschaft die universal beobachteten Elemente genauer beschrieben und auf ihre Zusammenhänge hin untersucht. Dies führt zur Identifizierung von fünf universalen "Strömen des Erzählens". Diese werden im Dialog mit anthropologisch einschlägigen Disziplinen wie Biologie und Psychologie auf universale menschliche Dispositionen bezogen.
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