Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: „Clara“ so resümiert der Erzähler in "Der Sandmann" (1816) von E.T.A. Hoffmann „wurde […] von vielen kalt, gefühllos, prosaisch gescholten; aber andere, die das Leben in klarer Tiefe aufgefaßt, liebten ungemein das gemütvolle, verständige, kindliche Mädchen […]“. Die Ambivalenz dieser Beschreibung schlägt sich deutlich in der Beurteilung Claras in der Sekundärliteratur nieder, die unverkennbar an die Gesamtbewertung der Erzählung geknüpft ist. Jennings geht noch einen Schritt weiter, indem er den Umkehrschluss zieht: „The watershed for schools of thought about Der Sandmann seems to be the evaluation of Clara’s character “. Die Beurteilung Claras hängt unweigerlich damit zusammen, welches Weltbild der Interpret dem Werk zugrunde legt; ob er mit Clara an eine psychologische Erklärung des Geschehens, oder mit Nathanael an die Einwirkung eines Dämons glaubt. Entgegen Jennings lässt sich in der Sekundärliteratur dabei beobachten, dass die Bewertung Claras oft in Konsequenz der durch den Interpreten etablierten Wirklichkeitsauffassung vollzogen wird. So ergibt sich eine Gefahr, auf die auch im Hinblick auf die Gesamterzählung hingewiesen wurde : der Interpret trägt eine gewisse Auffassung an den Text heran, um diese an ihm zu belegen und wieder aus ihm zu extrahieren. Die folgende Arbeit setzt sich daher zum Ziel, möglichst textimmanent zu arbeiten. Dabei soll versucht werden, die Figur Claras zu analysieren, ohne bereits eine Entscheidung über die Wirklichkeitsauffassung des Textes getroffen zu haben. Auf eine Inhaltsangabe, die beim Sandmann auch schon immer Interpretation sei muss, wird daher verzichtet. Stattdessen soll zunächst die Vielschichtigkeit der Beurteilungen Claras in der Forschungsliteratur dargestellt werden.