Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Universität Mannheim (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Medizin und Naturwissenschaft in der poetischen deutschen Literatur des Mittelalters, Sprache: Deutsch, Abstract: Die epische Dichtung "Der arme Heinrich" gilt als eines der letzten Werke Hartmanns von Aue, entstanden nach seiner inneren Umkehr zur Zeit der hochhöfischen Literaturepoche. Weder eine Urkunde, noch die Biographie Hartmanns liegen vor, doch er stellt sich in seiner Lyrik und Epik mehrfach vor. Zu Beginn des "Armen Heinrich" spricht Hartmann von Aue von sich. Für den "Armen Heinrich" gibt es keine sichere Quellen, doch die Erzählung weist auf die beiden Grundtypen der Aussatzgeschichten des Mittelalters hin: der Sylvesterlegende aus dem 5. Jahrhundert und der Freundschaftssage. Beide Geschichten besagen, dass der Aussätzige nur durch das Blut eines Kindes errettet werden kann. Vielfältige religiöse Symbole, Motive und Bilder weisen auf die Verwurzelung des "Armen Heinrich" im religiösen Denken des Mittelalters. Die Vermischung der Sphären des Menschlichen und des Göttlichen ist in dem ganzen Gedicht zu beobachten. Hartmann verwendet Motive aus verschiedenen literarischen Bereichen, die er künstlerisch zu einer Einheit verbindet. Legende, Märchen und religiöse Dichtung sind Muster, die sich im Verlauf der Handlung, abwechselnd und auch einheitlich, bemerkbar machen. Hauptmotive im "Armen Heinrich" sind Aussatz und Aussatzheilung, die im Mittelalter tabuisierte Krankheit und das magische Rezept. Der Werdegang eines Aussätzigen und die Geschichte einer opferbereiten Jungfrau - und schließlich beider Wandlung - bestimmen die relativ handlungsarme Erzählung. Das innere Geschehen, psychische Vorgänge werden in den Mittelpunkt gerückt. In der vorliegenden Arbeit wird die Frage nach der Bedeutung, Funktion und Symbolik der schrecklichen Krankheit gestellt und untersucht. Die kontroversen Thesen einer Strafe Gottes und einer göttlichen Prüfung werden in den kritischen Blickpunkt gegenwärtiger Betrachtung gerückt. Das Mädchen spielt hierbei eine entscheidende Rolle, ihre Gestalt treibt Heinrich zu seiner Wandlung. "Der arme Heinrich" widerspiegelt biblische Motive, die Konfrontation zwischen gut und böse, das Symbol der Liebe und Selbstaufgabe, und das zentrale Thema der Erlösung.
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