Die Geschäfte der Galerie Gerstenberger in Chemnitz waren charakteristisch für den Handel mit Kunst auf dem auch abseits der Metropolen regen und umfangreichen Kunstmarkt des 20. Jahrhunderts. Anhand der Galeriegeschichte sowie der Aktivitäten des prägenden Galerieleiters, Wilhelm Grosshennig, beleuchtet Ulrike Saß in der vorliegenden Studie die individuellen Handlungsmöglichkeiten im Kunstbetrieb von der späten Kaiserzeit bis zur frühen BRD. Dabei wird deutlich, wie stark der Kunsthandel von ortsspezifischen Gegebenheiten und einzelnen Persönlichkeiten beeinflusst war. Diese Einflussnahme kulminierte während der Zeit des Nationalsozialismus, als Grosshennig hohe berufliche Reputation erlangte. Hinsichtlich seiner aktiven Beteiligung an der nationalsozialistischen (Kultur)Politik und seines nahtlosen Erfolgs als Kunsthändler in der Nachkriegszeit offenbart die Untersuchung Kontinuitäten auf dem Kunstmarkt sowie persönliche Verdrängungs- und Entlastungsstrategien seiner Akteure.