Das Gebet gehört nicht zu den Grundformen prophetischer Überlieferung. Gleichwohl wird in den Prophetenbüchern der hebräischen Bibel an theologischen Knotenpunkten gebetet. In der vorliegenden Studie untersucht Alexa F. Wilke die Texte des corpus propheticum, in denen sich Sprecher an Gott wenden. Sie verfolgt die Frage nach der literarischen und theologischen Funktion der Gebete in ihrem Kontext und zeichnet das jeweilige Selbst- und Gottesbild der Betenden nach. Dabei berücksichtigt sie das literarische Textwachstum der behandelten Gebete und ihre entsprechende redaktionsgeschichtliche Einordnung. Sie zeigt auf, dass die Gebete der Propheten nicht von ihrer Umgebung zu isolieren sind. Die durchgängig spät in ihren Kontext eingetragenen Hinwendungen zu Gott aktualisieren und interpretieren ihren Kontext und sind Medium der Personalisierung und Intensivierung des im Kontext Verkündeten. Mit der Erarbeitung dieser Texte, in denen sich theologische Entwicklungen der Prophetenbücher kristallisieren, leistet die Studie sowohl einen Beitrag zur Erhellung der Rezeptions- und Fortschreibungsgeschichte der Prophetenbücher als auch zur Frage nach einer Theologie des Betens.
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"Das Buch fügt sich bestens ein in eine forschungsgeschichtliche Wirklichkeit, in welcher die exilisch-nachexilische Zeit und nicht mehr so sehr die Zeit des Auftretens der vorexilischen Gerichtspropheten mit ihren Äußerungen im Mittelpunkt des Interesses steht. [...] Es ist das Verdienst der vorliegenden Arbeit, dass sie dem Gebet in den Prophetenbüchern zumindest in der deutschsprachigen Forschungsgeschichte der exilisch-nachexilischen Zeit einen neuen Stellenwert gegeben hat. [...] Es entsteht so eine anspruchsvolle, vielschichtige Theologie des Gebets."
Ferdinand Ahuis in: Orientalische Literaturzeitung, Band 111, Heft 4-5, 345-349
Ferdinand Ahuis in: Orientalische Literaturzeitung, Band 111, Heft 4-5, 345-349