Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Hamburg (Institut für Germanistsik II), Sprache: Deutsch, Abstract: „Vom Eros ergriffen übertraf sie diese so sehr an Liebe, dass man glauben musste, sie [die Eltern, TJ] ständen ihrem Sohne fremd gegenüber und seien ihm nur dem Namen nach verwandt; und nach Vollführung dieser Tat schien sie nicht nur in den Augen der Menschen, sondern auch der Götter ein so herrliches Werk vollbracht zu haben. Dass sie – die Götter – in Bewunderung ihrer Tat ihre Seele aus dem Hades zurückkehren ließen, während sie sonst, angesichts zahlreicher herrlicher Tat mancher anderer, doch nur ganz wenige Auserwählte der Auszeichnung würdigten, ihre Seele aus dem Hades wieder freizugeben. So ehren die Götter den tugendhaften Eifer für die Liebe.“ (Platon 1922: Bd.3, Das Gastmahl S.12) Der hier in Platons Gastmahl angesprochene Mythos des Opfertodes der Alkestis erzählt die Geschichte einer Frau, die für ihren Ehemann in den Tod geht. Das Motiv für jemanden aus Liebe zu sterben, ist für den Menschen der Antike ebenso wenig unbekannt wie für die Gegenwart. In Platons Gastmahl wird sie in der Reflexion über die Bedeutung der Liebe, des Eros erwähnt, als Liebende, die bereit ist, für ihren Mann Admetos in den Tod zu gehen. Der Gehalt der Mythe liegt auf der Hand: Sich als Mensch für den anderen zu opfern, ist eine Tat, die sogar die Götter beeindruckt und zu ihren Respekt herausfordert. In der Antike ist dies keine Selbstverständlichkeit, die griechische Antike kennt in ihrer Konzeption des Überirdischen und Jenseitigen keine Götter, die als Heilsbringer oder als Hirten wie im Christentum fungieren. Die Götter sind bestimmend über Territorien und können schicksalsbeeinflussend sein. Sie sind jedoch keinesfalls um das Wohlergehen des einzelnen Menschen und um sein Seelenheil bemüht. Der christlichen Auffassung von der Heilserwartung, die in der Befolgung der göttlichen Gebote und in der Sorge des Pastors um die Gemeinde sich ausdrückte, ist dem griechischen Menschen völlig unbekannt: „Der griechische Gott gründet die Stadt, er zeigt ihren Standort, er hilft beim Bau der Mauern, er gewährleistet ihre Solidarität, er gibt der Stadt seinen Namen, er erteilt Orakel und verkündet dadurch seinen Rat. Man konsultiert den Gott, er beschützt, er interveniert, es geschieht, daß er zornig wird und daß er sich wieder versöhnt, doch niemals leitet der Gott die Menschen der Stadt, wie ein Hirte seine Schafe leiten würde.“ (Foucault 2004: 187)