„Jane Eyre“ habe ich schon vor Jahren gelesen und war begeistert. Als mir letztes Jahr „Die geheimen Tagebücher der Charlotte Brontë“ von Syrie James in die Hände fiel, habe ich dann mehr über die Biografie der Brontë Schwestern erfahren (auch wenn mich das Buch an sich leider nicht begeistern
konnte). Umso gespannter war ich auf die „Geheime Liebe der Charlotte Brontë“. Hier geht es speziell um…mehr„Jane Eyre“ habe ich schon vor Jahren gelesen und war begeistert. Als mir letztes Jahr „Die geheimen Tagebücher der Charlotte Brontë“ von Syrie James in die Hände fiel, habe ich dann mehr über die Biografie der Brontë Schwestern erfahren (auch wenn mich das Buch an sich leider nicht begeistern konnte). Umso gespannter war ich auf die „Geheime Liebe der Charlotte Brontë“. Hier geht es speziell um die 2 Jahre, die sie mit ihrer Schwester Emily in Brüssel am Pensionat Heger verbringt, um ihre Französischkenntnisse zu verbessern. Geplant war nur ein halbes Jahr, aber dann verliebte sie sich in Monsieur Heger ...
„Irgendwie hatte sie erwartet, dass sie in Brüssel jemand anderes sein müsse – dass sich nicht nur die Kulisse verändert, sondern auch sie selbst.“
Während sich Emily in Brüssel überhaupt nicht wohl fühlt und von ständigem Heimweh geplagt wird, blüht Charlotte regelrecht auf. Sie will Monsieur Heger (zu sehr) gefallen und wird eitel. Er forciert das, macht Andeutungen und Komplimente, um sie kurz darauf wieder auf ihren Platz zu verweisen - sie ist nur eine Schülerin, eine unter vielen! Dann hat er eine neue „Favoritin“ und Charlotte ist gebrochen, enttäuscht, sauer. Doch statt endlich nach Hause zu fahren, drängt sie sich ihm regelrecht auf und hat damit Erfolg. Aber er spielt auch weiter nur Pingpong mit ihren Gefühlen. Hoffentlich klingt das jetzt nicht zu hart, aber ich finde, Charlotte kommt hier nicht gut weg. Sie wird mir zu sehr als läufige Hündin dargestellt, die sich Heger an den Hals wirft und versucht, seine Ehe zu zerstören bzw. auf den Tod seiner Frau hofft, um ihren Platz einnehmen zu können.
Charlotte lässt sich 2 Jahre hinhalten, bis sie endlich kündigt (nach einem Selbstmordversuch? – so richtig deutlich wird das im Buch leider nicht) und nach Hause zurückkehrt. Auch von dort schreibt sie weiter unbeantwortete Briefe an Monsieur, der sich in ihrer Bewunderung sonnt. Erst Jahre später verarbeitet sie ihre Erlebnisse in „Jane Eyre“.
Alles in allem hat mir „Die geheime Liebe der Charlotte Brontë“ gut gefallen.
Für mich hat der Roman einige Schwächen in der Art, wie er geschrieben ist: die überschwängliche Sprache ist meines Erachtens zu deutlich an Brontë angelehnt. Und die sehr bildlichen, eloquenten Beschreibungen der Bewohner und örtlichen Gegebenheiten waren mir manchmal etwas zu viel des Guten. Dazu kam die belehrende Stimme des Erzählers aus dem Off, so dass es anmutete, als würde er einen Film für Blinde synchronisieren. Die direkte Ansprache des Leser wirkt zum Teil, als sollte man von der Handlung abgelenkt werden.
Sehr gelungen finde ich dagegen den Nebenstrang mit Arcadie Claret, der berühmten Mätresse von Leopold I. von Belgien. Auch ihre Geschichte ist historisch belegt. Ihr Vater war ein kleiner Beamter, Schatzmeister der Pensionskasse für Witwen und Waisen der belgischen Armee. Die ganze Familie stieg durch Arcadies mehr als 20jährige Beziehung zum König in der Gesellschaft auf.
Ob sie und Charlotte sich aber wirklich begegnet sind, ist nicht verbürgt. Im vorliegenden Roman ist Arcadie der Anker für Charlottes Eifersucht und Neid gegenüber einer Jüngeren, Hübscheren und Reicheren. An ihrem Beispiel wird gezeigt, wie weit es eine Geliebte bringen kann, wenn sie sich nicht von der vorherrschenden Moral einschüchtern lässt. Aber auch, wie eine junge Frau von ihren Eltern in eine bestimmte Richtung gedrängt wird.
Fazit: Ein interessantes Buch über Charlottes Jahre in Brüssel, das sprachlich etwas schwächelt.