Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt – Mohamed Mbougar Sarrs großer Roman über die Suche nach einem verschollenen Autor
Mohamed Mbougar Sarr erzählt virtuos von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er? Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte. Ein Buch, das viel wagt – und triumphiert.
Mohamed Mbougar Sarr erzählt virtuos von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er? Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte. Ein Buch, das viel wagt – und triumphiert.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Atemlos folgt Rezensent Christoph Vormweg dem französisch-senegalesischen Autor Mohamed Mbougar Sarr durch den mitreißenden Plot seines Romans. Sarr schickt seinen Erzähler, einen jungen Schriftsteller, auf die Suche nach dem verschollenen Autor T.C. Elimane, der einst zum "schwarzen Rimbaud" hochstilisiert, dann jedoch von der Literaturkritik in die Versenkung geschickt wurde. Aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Erzählformen kreist der Roman um das Leben des rätselhaften Autors und seiner Familie, erklärt Vormweg, der dabei vor allem von der Figur der senegalesischen Schriftstellerin Marème Siga D. fasziniert scheint. Wie Sarr aus postkolonialer Perspektive die Abgründe des 20 Jahrhunderts verbindet mit der französischen, aber auch senegalesischen Gegenwart, beeindruckt den Rezensenten sehr, der sich darüber hinaus an den Einflüssen postmoderner Erzähltheorie erfreute sowie an Verweisen zu Roberto Bolaño, Jean-Paul Sartre und Roland Barthes. Die Lektüre verlangt den Lesenden einiges ab, räumt der Rezensent ein, aber der Humor, der satirische Elan und die Erzählwut tragen ihn mit Leichtigkeit über alle Klippen hinweg.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2022Der Vergessene
Ein Dichter stößt auf das Meisterwerk eines afrikanischen Autors: Mohamed Mbougar Sarrs Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“
In Frankreich begab sich vor Jahren ein Literaturskandal, der heute längst vergessen ist: der „Fall Yambo Ouologuem“. Ein junger Mann aus dem heutigen Mali erregte 1968 in Paris Aufsehen mit seinem ersten Roman, gewann einen wichtigen Literaturpreis und wurde für seinen Geniestreich bejubelt – für sein entfesseltes Französisch, seine profunde literarische Bildung und seine Radikalität. Doch der Absturz folgte prompt. Man bezichtigte ihn des vielfältigen Plagiats, die Entrüstung war groß, der Verlag ließ ihn fallen und stellte den Vertrieb seines Werks ein, die Schande trieb den Jüngling zurück nach Mali. Dort ist er verschollen.
Der Fall hat nun einen anderen afrikanischen Schriftsteller zu einem Roman inspiriert. Mohamed Mbougar Sarr aus dem Senegal erkannte das exemplarische Potenzial, das in dieser Affäre steckt: der Aspekt des Rassismus in der Literaturwelt, das Erbe des fortwirkenden Kolonialismus und Eurozentrismus, der Konflikt um kulturelle Aneignung, die Frage der kulturellen Identität von Afrikanern, die Exaltiertheiten der französischen Literaturszene, die Unwägbarkeiten des literarischen Gedächtnisses und des Nachlebens von Büchern, die damnatio memoriae, die Auslöschung der Erinnerung, als paradoxe Intervention, die erst recht die Neugier erweckt. Kurz: ein opulenter Romanstoff für heute.
Mohamed Mbougar Sarr, 1990 in Dakar geboren und in Paris nach einem Studium der Literatur und Philosophie mit einer Doktorarbeit über den Dichter und ersten senegalesischen Präsidenten Léopold Sédar Senghor befasst, hat der französischen Literatur den bejubelten Geniestreich des Jahres 2021 beschert und wurde dafür prompt mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Damit ist ihm die Aufmerksamkeit der Literaturwelt sicher, auch dank einer erwarteten Flut von Übersetzungen.
In seinem Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ fällt dem Studenten Diégane, einem jungen Senegalesen und Avatar des Autors, in Paris ein vergessener Kultroman aus dem Jahr 1938 in die Hände, das einzige erhaltene Exemplar, wie sich herausstellt, denn der Verlag hat seinerzeit alle Bestände vernichtet. Die Lektüre elektrisiert ihn, und er macht sich auf die Suche nach einem Phantom – nach den Lebensspuren des verschollenen Autors. Wer war T. C. Elimane?
Nach und nach macht er Leute ausfindig, die ihn kannten oder von ihm wussten: überlebende Mitglieder seiner weitverzweigten Familie sowie zeitweilige Weggefährten (vor allem Gefährtinnen). In detektivischer Puzzlearbeit setzt Diégane sein Porträt des Künstlers als abwesender Mann zusammen. Als Dreh- und Angelpunkt in Elimanes Leben erweist sich erwartungsgemäß die Affäre um seinen Debütroman „Das Labyrinth des Unmenschlichen“. Über den Inhalt dieses Skandalwerks erfahren wir nichts außer dem Eröffnungssatz, in dem von einem grausamen König die Rede ist, der zwecks Erlangung der absoluten Macht auf Erden die alten Menschen in seinem Reich verbrennen, will heißen: das lebendige Gedächtnis zerstören und die Vergangenheit auslöschen lässt. Wir müssen dem Autor Sarr also unbesehen seine Behauptung glauben, dass es sich bei seinem erfundenen Roman um ein Hapaxlegomenon handelt, um ein literarisches Unikat von totaler Niedagewesenheit – „einer dieser Sterne, die nur einmal am Himmel der Literatur erscheinen“.
Im Presse-Archiv entdeckt Diégane wie lebhaft und kontrovers 1938 über das Buch debattiert wurde. Linke und rechte Kritiker ereiferten sich gleichermaßen. Zentrales Thema: die Hautfarbe des Autors und die Frage, ob ein Schwarzer ein großer Schriftsteller in französischer Sprache sein könne oder dürfe. Die offenkundige umfassende Belesenheit des Autors wurde nur unwillig anerkannt. Enthusiastischen Rezensionen („Schwarzer Rimbaud“) stand rassistisches Genörgel gegenüber, wonach das Werk entweder allzu sehr oder zu wenig „negrid“ sei. Den Todesstoß versetzte dem Roman ein Literatur-Professor, der scheinbar rein akademisch argumentierte, während er die revolutionäre Collage-Form des Romans böswillig missdeutete. Der Roman sei ein Plagiat: Er sei aus zahllosen nicht-ausgewiesenen Zitaten aus europäischen und orientalischen Klassikern zusammengestohlen.
Der Verleger war unschlüssig, ob er das Buch nun für eine geniale Collage oder einen Betrug halten sollte. Vielleicht war der Roman ja beides: „Ganz und gar originell, doch zugleich eine Summe aller existierenden Bücher.“ Im Folgenden nahm das Verlegerpaar das Buch stillschweigend aus dem Handel und meldete Konkurs an, der geheimnisvolle Autor T. C. Elimane verschwand. Der Weltkrieg ließ die Affäre rasch vergessen.
Damit ist klar, was den Literatur-Detektiv Diégane an dieser verschollenen Affäre heute noch fasziniert. Es ist seine eigene und die Problematik seines Erfinders Sarr, die dem Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ seine literarisch-politische Aktualität verleiht. Das ganze Buch ist durchzogen von den heutigen Kontroversen innerhalb der afrikanischen Diaspora in Paris im Ringen um Anerkennung und im Kampf um die eigene kulturelle Identität im Verhältnis zum ehemaligen Kolonialherrn Frankreich. Sarrs Alter Ego erkennt im „Fall Elimane“ einen frühen Vorschein der quälenden Debatten, die im Paris der Gegenwart die europäisch gebildeten Studenten und Intellektuellen aus dem Senegal umtreiben. Elimanes Schicksal reflektiert ihr eigenes Dilemma, ihren zweideutigen Status als frankophone schwarze Exoten in der weißen französischen Literaturdomäne.
Das Resümee im Roman ist schneidend: „Wer war eigentlich Elimane? Das gelungenste und zugleich tragischste Produkt der Kolonisation. Elimane wollte weiß werden. Er hat alles an kulturellem Wissen bewiesen, um als Weißer zu gelten; doch man hat ihn nur umso nachdrücklicher daran erinnert, dass er ein Schwarzer war. Das ist Elimane: die ganze Trostlosigkeit der Entfremdung.“ Mit großer Detailverliebtheit zeichnet der Roman Elimanes tragische Lebenskurve nach, die in einem mythischen Fischerdorf im Senegal beginnt und ihn von Afrika über Frankreich und Südamerika am Ende ins Dorf zurückführt. Unterschiedlichste Lebensrollen werden dem Helden zugeschrieben, vom Wunderkind, Literatur-Genie und (möglicherweise) Betrüger und Mörder aus verlorener Ehre bis zum göttlich inspirierten Hellseher.
Der Roman stattet Elimane mit einer verwickelten Herkunftsgeschichte und zwei möglichen Vätern aus, zwei verfeindeten Zwillingsbrüdern. Sie symbolisieren die beiden Optionen, die dem hochbegabten Dorfjungen offenstehen: Ein traditionsfrommes Leben daheim zwischen Magie, Ahnenkult und Animismus; oder der Aufbruch in die Welt der Kolonialherren mit dem Ziel, sich dort als „kleiner Weißer Schwarzer“ zu integrieren, immer mit dem Risiko des Scheiterns. In seinen 102 Lebensjahren wird Elimane beide Optionen ausleben und als heiligmäßiger spiritueller Dorf-Häuptling enden, in der Genugtuung, dass sein verleumdetes Meisterwerk ihn überleben wird.
Der Roman ist ganz auf Imponiergehabe angelegt. Die Suche nach dem verlorenen Elimane erweist sich als komplex verschachteltes narratives Labyrinth, in dem wechselnde Ich-Erzähler in jähen chronologischen Sprüngen anderen Ich-Erzählern mitteilen, was ihnen dritte Ich-Erzähler mündlich oder brieflich mitgeteilt haben. Das liest sich raffiniert ausgetüftelt, aber anstrengend. Mohamed Mbougar Sarr hat den Ehrgeiz, seinen Roman mit größtmöglicher Virtuosität zu verklausulieren und die Konzentration des Lesers aufs Äußerste zu fordern. Es ist ihm gelungen, mit seiner Brillanz, seiner erlesenen Bildung und seinen kostbaren eingestreuten Begriffsjuwelen (Epektasis, Koinibitentum, Pygophilie, Phylacterium, phaläkische Verse) nicht nur den arroganten, Preise vergebenden Pariser Literatur-Klüngel gehörig zu beeindrucken. Eine kleine Danksagung im Nachwort an den unglückseligen Yambo Ouologuem, der 2017 entehrt und vergessen in Mali gestorben ist, wäre eine großzügige Geste gewesen.
SIGRID LÖFFLER
Die Geschichte beeindruckt mit
erlesener Bildung und kostbaren
eingestreuten Begriffsjuwelen
Sein Fall lieferte die Vorlage für Sarrs Roman: Der Schriftsteller Yambo Ouologuem erhielt 1968 den Prix Renaudot. Kurz darauf wurden Plagiatsvorwürfe laut.
Foto: AFP
Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Carl Hanser Verlag, München 2022. 443 Seiten, 27 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Dichter stößt auf das Meisterwerk eines afrikanischen Autors: Mohamed Mbougar Sarrs Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“
In Frankreich begab sich vor Jahren ein Literaturskandal, der heute längst vergessen ist: der „Fall Yambo Ouologuem“. Ein junger Mann aus dem heutigen Mali erregte 1968 in Paris Aufsehen mit seinem ersten Roman, gewann einen wichtigen Literaturpreis und wurde für seinen Geniestreich bejubelt – für sein entfesseltes Französisch, seine profunde literarische Bildung und seine Radikalität. Doch der Absturz folgte prompt. Man bezichtigte ihn des vielfältigen Plagiats, die Entrüstung war groß, der Verlag ließ ihn fallen und stellte den Vertrieb seines Werks ein, die Schande trieb den Jüngling zurück nach Mali. Dort ist er verschollen.
Der Fall hat nun einen anderen afrikanischen Schriftsteller zu einem Roman inspiriert. Mohamed Mbougar Sarr aus dem Senegal erkannte das exemplarische Potenzial, das in dieser Affäre steckt: der Aspekt des Rassismus in der Literaturwelt, das Erbe des fortwirkenden Kolonialismus und Eurozentrismus, der Konflikt um kulturelle Aneignung, die Frage der kulturellen Identität von Afrikanern, die Exaltiertheiten der französischen Literaturszene, die Unwägbarkeiten des literarischen Gedächtnisses und des Nachlebens von Büchern, die damnatio memoriae, die Auslöschung der Erinnerung, als paradoxe Intervention, die erst recht die Neugier erweckt. Kurz: ein opulenter Romanstoff für heute.
Mohamed Mbougar Sarr, 1990 in Dakar geboren und in Paris nach einem Studium der Literatur und Philosophie mit einer Doktorarbeit über den Dichter und ersten senegalesischen Präsidenten Léopold Sédar Senghor befasst, hat der französischen Literatur den bejubelten Geniestreich des Jahres 2021 beschert und wurde dafür prompt mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Damit ist ihm die Aufmerksamkeit der Literaturwelt sicher, auch dank einer erwarteten Flut von Übersetzungen.
In seinem Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ fällt dem Studenten Diégane, einem jungen Senegalesen und Avatar des Autors, in Paris ein vergessener Kultroman aus dem Jahr 1938 in die Hände, das einzige erhaltene Exemplar, wie sich herausstellt, denn der Verlag hat seinerzeit alle Bestände vernichtet. Die Lektüre elektrisiert ihn, und er macht sich auf die Suche nach einem Phantom – nach den Lebensspuren des verschollenen Autors. Wer war T. C. Elimane?
Nach und nach macht er Leute ausfindig, die ihn kannten oder von ihm wussten: überlebende Mitglieder seiner weitverzweigten Familie sowie zeitweilige Weggefährten (vor allem Gefährtinnen). In detektivischer Puzzlearbeit setzt Diégane sein Porträt des Künstlers als abwesender Mann zusammen. Als Dreh- und Angelpunkt in Elimanes Leben erweist sich erwartungsgemäß die Affäre um seinen Debütroman „Das Labyrinth des Unmenschlichen“. Über den Inhalt dieses Skandalwerks erfahren wir nichts außer dem Eröffnungssatz, in dem von einem grausamen König die Rede ist, der zwecks Erlangung der absoluten Macht auf Erden die alten Menschen in seinem Reich verbrennen, will heißen: das lebendige Gedächtnis zerstören und die Vergangenheit auslöschen lässt. Wir müssen dem Autor Sarr also unbesehen seine Behauptung glauben, dass es sich bei seinem erfundenen Roman um ein Hapaxlegomenon handelt, um ein literarisches Unikat von totaler Niedagewesenheit – „einer dieser Sterne, die nur einmal am Himmel der Literatur erscheinen“.
Im Presse-Archiv entdeckt Diégane wie lebhaft und kontrovers 1938 über das Buch debattiert wurde. Linke und rechte Kritiker ereiferten sich gleichermaßen. Zentrales Thema: die Hautfarbe des Autors und die Frage, ob ein Schwarzer ein großer Schriftsteller in französischer Sprache sein könne oder dürfe. Die offenkundige umfassende Belesenheit des Autors wurde nur unwillig anerkannt. Enthusiastischen Rezensionen („Schwarzer Rimbaud“) stand rassistisches Genörgel gegenüber, wonach das Werk entweder allzu sehr oder zu wenig „negrid“ sei. Den Todesstoß versetzte dem Roman ein Literatur-Professor, der scheinbar rein akademisch argumentierte, während er die revolutionäre Collage-Form des Romans böswillig missdeutete. Der Roman sei ein Plagiat: Er sei aus zahllosen nicht-ausgewiesenen Zitaten aus europäischen und orientalischen Klassikern zusammengestohlen.
Der Verleger war unschlüssig, ob er das Buch nun für eine geniale Collage oder einen Betrug halten sollte. Vielleicht war der Roman ja beides: „Ganz und gar originell, doch zugleich eine Summe aller existierenden Bücher.“ Im Folgenden nahm das Verlegerpaar das Buch stillschweigend aus dem Handel und meldete Konkurs an, der geheimnisvolle Autor T. C. Elimane verschwand. Der Weltkrieg ließ die Affäre rasch vergessen.
Damit ist klar, was den Literatur-Detektiv Diégane an dieser verschollenen Affäre heute noch fasziniert. Es ist seine eigene und die Problematik seines Erfinders Sarr, die dem Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ seine literarisch-politische Aktualität verleiht. Das ganze Buch ist durchzogen von den heutigen Kontroversen innerhalb der afrikanischen Diaspora in Paris im Ringen um Anerkennung und im Kampf um die eigene kulturelle Identität im Verhältnis zum ehemaligen Kolonialherrn Frankreich. Sarrs Alter Ego erkennt im „Fall Elimane“ einen frühen Vorschein der quälenden Debatten, die im Paris der Gegenwart die europäisch gebildeten Studenten und Intellektuellen aus dem Senegal umtreiben. Elimanes Schicksal reflektiert ihr eigenes Dilemma, ihren zweideutigen Status als frankophone schwarze Exoten in der weißen französischen Literaturdomäne.
Das Resümee im Roman ist schneidend: „Wer war eigentlich Elimane? Das gelungenste und zugleich tragischste Produkt der Kolonisation. Elimane wollte weiß werden. Er hat alles an kulturellem Wissen bewiesen, um als Weißer zu gelten; doch man hat ihn nur umso nachdrücklicher daran erinnert, dass er ein Schwarzer war. Das ist Elimane: die ganze Trostlosigkeit der Entfremdung.“ Mit großer Detailverliebtheit zeichnet der Roman Elimanes tragische Lebenskurve nach, die in einem mythischen Fischerdorf im Senegal beginnt und ihn von Afrika über Frankreich und Südamerika am Ende ins Dorf zurückführt. Unterschiedlichste Lebensrollen werden dem Helden zugeschrieben, vom Wunderkind, Literatur-Genie und (möglicherweise) Betrüger und Mörder aus verlorener Ehre bis zum göttlich inspirierten Hellseher.
Der Roman stattet Elimane mit einer verwickelten Herkunftsgeschichte und zwei möglichen Vätern aus, zwei verfeindeten Zwillingsbrüdern. Sie symbolisieren die beiden Optionen, die dem hochbegabten Dorfjungen offenstehen: Ein traditionsfrommes Leben daheim zwischen Magie, Ahnenkult und Animismus; oder der Aufbruch in die Welt der Kolonialherren mit dem Ziel, sich dort als „kleiner Weißer Schwarzer“ zu integrieren, immer mit dem Risiko des Scheiterns. In seinen 102 Lebensjahren wird Elimane beide Optionen ausleben und als heiligmäßiger spiritueller Dorf-Häuptling enden, in der Genugtuung, dass sein verleumdetes Meisterwerk ihn überleben wird.
Der Roman ist ganz auf Imponiergehabe angelegt. Die Suche nach dem verlorenen Elimane erweist sich als komplex verschachteltes narratives Labyrinth, in dem wechselnde Ich-Erzähler in jähen chronologischen Sprüngen anderen Ich-Erzählern mitteilen, was ihnen dritte Ich-Erzähler mündlich oder brieflich mitgeteilt haben. Das liest sich raffiniert ausgetüftelt, aber anstrengend. Mohamed Mbougar Sarr hat den Ehrgeiz, seinen Roman mit größtmöglicher Virtuosität zu verklausulieren und die Konzentration des Lesers aufs Äußerste zu fordern. Es ist ihm gelungen, mit seiner Brillanz, seiner erlesenen Bildung und seinen kostbaren eingestreuten Begriffsjuwelen (Epektasis, Koinibitentum, Pygophilie, Phylacterium, phaläkische Verse) nicht nur den arroganten, Preise vergebenden Pariser Literatur-Klüngel gehörig zu beeindrucken. Eine kleine Danksagung im Nachwort an den unglückseligen Yambo Ouologuem, der 2017 entehrt und vergessen in Mali gestorben ist, wäre eine großzügige Geste gewesen.
SIGRID LÖFFLER
Die Geschichte beeindruckt mit
erlesener Bildung und kostbaren
eingestreuten Begriffsjuwelen
Sein Fall lieferte die Vorlage für Sarrs Roman: Der Schriftsteller Yambo Ouologuem erhielt 1968 den Prix Renaudot. Kurz darauf wurden Plagiatsvorwürfe laut.
Foto: AFP
Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Carl Hanser Verlag, München 2022. 443 Seiten, 27 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2022Vor dem vertikalen Meer
Mal wie Krimi, mal wie Schauermärchen, mal wie Recherche: Mohamed Mbougar Sarrs Roman "Die geheimste Erinnerung der Menschen".
Menschlich oder unmenschlich? Der Roman "Die geheimste Erinnerung der Menschen" von Mohamed Mbougar Sarr, 2021 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, scheint das Intimste berühren zu wollen. Er handelt von Diégane Latyr Faye, einem senegalesischen Jungautor, der im Pariser Exil seinen Weg und seine literarische Stimme sucht, dabei an der scheiternden Liebe mit Aïda leidet wie ein Hund. Allerdings stößt er auf einen weiteren Roman, der eine schreckliche Geschichte erzählt: Ein König verbrennt seine Feinde und Untertanen, vermischt die Überreste mit der Erde, aus der ein Wald entsprießt. Eines Tages folgt er einer Frau, verirrt sich im Wald, läuft ihr jahrelang hinterher; aus jedem Baum spricht die Seele eines verbrannten Menschen und erzählt ihm ihr Schicksal. Der König altert, wird sterben, da befreit ihn die Frau oder Göttin; tatsächlich war er nur wenige Stunden unterwegs. Er heiratet die Frau, begründet einen Staat. Nicht umsonst heißt der Roman im Roman, der diese grausame Geschichte erzählt, "Das Labyrinth des Unmenschlichen".
Das Labyrinth ist der zweite Schlüssel zu "Die geheimste Erinnerung der Menschen", denn in Labyrinthe entführen uns beide, Sarrs echter und sein fiktiver Roman. Dabei ist der Plot des echten Romans im Grunde überschaubar: Diégane stellt 2018 Nachforschungen über Elimane Madag Diouf an, der 1938 "Das Labyrinth des Unmenschlichen" in Paris veröffentlicht hat. Buch und Autor erfuhren seinerzeit große Beachtung - "ein schwarzer Rimbaud", hieß es -, es folgten aber Plagiatsvorwürfe; der Roman wurde eingezogen, Elimane verschwand scheinbar spurlos. Achtzig Jahre später trifft Diégane die alte Siga D., eine Cousine von Elimane, deren Ex-Geliebte, eine haitische Dichterin, früher mit Elimane verbandelt war. Siga D. gibt Diégane den legendären Roman zu lesen und erzählt ihm große Teile des Lebens von Elimane: Der war während der Besatzung in der Résistance, verbrachte Jahrzehnte in Argentinien und kehrte schließlich in sein senegalesisches Dorf zurück, wo er als respektierter Magier hundertzweijährig starb - ein Jahr bevor Diégane sein Haus und sein Vermächtnis findet.
Dass Sarrs Roman ein Leseerlebnis ist, liegt zum einen daran, wovon er erzählt: Elimane ist ein Mysterium, das sich geschickt entzieht. Augenzeugen berichten Erschütterndes: "Ich stand wenige Zentimeter von ihm entfernt und hatte das schrecklich verwirrende Gefühl, vor einer Wand und zugleich vor einem vertikalen Meer zu stehen, einer Art stehenden Welle, in deren Innerem ich ein wütendes Grollen hörte." Es liegt zum anderen darin, wie Sarr erzählt: mal wie in einem Krimi, mal wie in einem Schauermärchen, mal wie in einer Recherche; es werden Rezensionen, Tagebucheinträge, Auszüge aus Literaturgeschichten und Essays geschaltet.
Es klimpert nicht nur die Genreklaviatur, Sarr lässt auch eine Vielzahl an Stimmen zu Wort kommen: Die Exil-Schriftstellerin Siga D., mit der der viel jüngere Diégane anbandelt; die haitische Dichterin, die Elimane mit Witold Gombrowicz und Ernesto Sábato im Argentinien der Nachkriegsjahre kennenlernt; die Journalistin Brigitte Bollème, die ein erstes Buch über Elimane schreibt; Elimanes jüdische Lektorin Thérèse Jacob, die mit Mühe der Verfolgung entkommt, aber ihren Geliebten durch einen perversen Nazi-Offizier verliert. Jede dieser Existenzen berichtet ihren Part, als Teil des Elimane-Puzzles gewinnen sie ihre Bedeutung und ihr Eigengewicht. Die Figuren sind Filter, Überträger, Vermittler: Ihre Erzählungen wandern durch viele Ohren und Münder.
Der Plagiatsprozess gegen "Das Labyrinth des Unmenschlichen" ist das literarische Zentrum des Romans: Skandalös ist dieser freilich für die Plagiatsjäger selbst, weil der senegalesische Mythos, den Elimane angeblich kopiert hat, die nachträgliche Erfindung eines rassistischen Ethnologen ist; die Anleihen bei der europäischen Hochkultur wiederum wären bei einem französischen Autor als kluge Hommage gewertet worden, nicht als Abschreiben. Kurz: Elimane war ein diskriminiertes Genie.
Der Rassismus einer kolonialen Gesellschaft schlägt in etwas anderes um: Die Geschehnisse werden durch Todesfälle unter Elimanes Rezensenten unheimlich, sie sterben wie die Fliegen. Was treibt sie in den Selbstmord? Die einzige Spur führt zu Elimane, der von seinem Vater, einem Magier, in okkultes Wissen eingeweiht wurde. So ist aus einem "kleinen Weißen Schwarzen" (sic), den man nicht anerkannt, sondern mit Verachtung gestraft hat, ein böser Schwarzmagier geworden, der düsterste Traditionen fortführt und Klischees auf unheimliche Weise bestätigt: "Ein Schriftsteller, der sich unverstanden, falsch gelesen, erniedrigt fühlt, beginnt die böswilligen Kritiker seines Buchs aus Rache zu töten, weil man ihn durch eine andere Brille als die literarische kommentiert, auf eine Hautfarbe, eine Herkunft, eine Religion, eine Identität reduziert: Das ist die reinste Komödie."
Wirklich zum Lachen ist das nicht, es klingt nach poetischer Gerechtigkeit, nach einer politisch korrekten Geschichte über den rassistischen Geist, der 1938 durch Europa wehte - mit der Option, sie auf die Gegenwart zu übertragen. Sarr, der vieles vorwegnimmt, hat diese Interpretation kommen sehen: "Hat sich heute etwas daran geändert?" Schließlich streben die jungen afrikanischen Schriftsteller des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend, über die er schreibt, ebenfalls nach französischer Anerkennung: "Das ist unsere Schande, aber auch unser erträumter Ruhm, unsere Knechtschaft und das vergiftete Trugbild unserer symbolischen Adelung."
Der 1990 in Dakar geborene, heute bei Paris lebende Sarr, der bereits drei Romane veröffentlicht hat, pflegt keine postkolonialen Empfindlichkeiten. Falsche Haltungen spießt er ironisch auf: "W. ist der erste schwarze Autor, der diesen oder jenen Preis erhalten hat, in diese oder jene Akademie aufgenommen wurde: lesen Sie sein Buch, es ist natürlich fabelhaft." Fehldeutungen gräbt er konsequent das Wasser ab: "Wegen all dieser geförderten und preisgekrönten Mittelmäßigkeit, verdienen wir es zu sterben. Alle: Journalisten, Literaturkritiker, Leser, Vertragsleute, Schriftsteller - die ganze Gesellschaft. Was würde Elimane heute tun? Er würde alle umbringen." Elimane ist nicht nur der böse Geist, den der Kolonialismus hervorgebracht hat, den postkolonialen Literaturbetrieb würde er ebenso heimsuchen, weil dieser Literatur aus denselben Gründen - wenngleich unter umgekehrten Vorzeichen - nicht ernst nimmt: Herkunft gilt mehr als Ästhetik. Wie Fiston Mwanza Mujila setzt Sarr der irreführenden Identitätspolitik Ironie und literarischen Anspruch entgegen.
Die unheimlichen Ereignisse berichtet Siga D. im Rückblick auf ihre wilde Jugend als Nackttänzerin - in der ihre Kollegin unter rätselhaften Umständen stirbt und Elimane sie eines Nachts in einen labyrinthischen Park entführt. Elimane wird zu jenem kathartisch-gruseligen Gespenst, das den Finger auf die Schwächen der Seelen legt und so lange drückt, bis sie verwelken. Wer nach Inspirationsquellen sucht, wird in der Episode fündig: Die Ereignisse nehmen ihren Ausgang im Nachtklub "Vautrin". Ein Schelm, wer an die Pariser Unterwelt aus Balzacs "Menschlicher Komödie" denkt.
Damit ist viel gesagt - und doch fast nichts. "Die geheimste Erinnerung der Menschen" ist wie Elimane: schwer in den Griff zu bekommen. Der Roman strahlt erzählerische und vitale Fülle aus, erzählt von Literaturbetrieb und Nazi-Besatzung, von gutem Sex und traumatisierten Kindern, von Pariser Halbwelt und senegalesischem Dorfleben, von Erstem Weltkrieg und politischer Revolte heute. Dem frustrierten Rezensenten bleibt nur eins: den eigenen Griff zu diesem Buch zu empfehlen. NIKLAS BENDER
Mohamed Mbougar Sarr: "Die geheimste Erinnerung der Menschen". Roman.
Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Hanser Verlag, München 2022. 448 S., geb., 27,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mal wie Krimi, mal wie Schauermärchen, mal wie Recherche: Mohamed Mbougar Sarrs Roman "Die geheimste Erinnerung der Menschen".
Menschlich oder unmenschlich? Der Roman "Die geheimste Erinnerung der Menschen" von Mohamed Mbougar Sarr, 2021 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, scheint das Intimste berühren zu wollen. Er handelt von Diégane Latyr Faye, einem senegalesischen Jungautor, der im Pariser Exil seinen Weg und seine literarische Stimme sucht, dabei an der scheiternden Liebe mit Aïda leidet wie ein Hund. Allerdings stößt er auf einen weiteren Roman, der eine schreckliche Geschichte erzählt: Ein König verbrennt seine Feinde und Untertanen, vermischt die Überreste mit der Erde, aus der ein Wald entsprießt. Eines Tages folgt er einer Frau, verirrt sich im Wald, läuft ihr jahrelang hinterher; aus jedem Baum spricht die Seele eines verbrannten Menschen und erzählt ihm ihr Schicksal. Der König altert, wird sterben, da befreit ihn die Frau oder Göttin; tatsächlich war er nur wenige Stunden unterwegs. Er heiratet die Frau, begründet einen Staat. Nicht umsonst heißt der Roman im Roman, der diese grausame Geschichte erzählt, "Das Labyrinth des Unmenschlichen".
Das Labyrinth ist der zweite Schlüssel zu "Die geheimste Erinnerung der Menschen", denn in Labyrinthe entführen uns beide, Sarrs echter und sein fiktiver Roman. Dabei ist der Plot des echten Romans im Grunde überschaubar: Diégane stellt 2018 Nachforschungen über Elimane Madag Diouf an, der 1938 "Das Labyrinth des Unmenschlichen" in Paris veröffentlicht hat. Buch und Autor erfuhren seinerzeit große Beachtung - "ein schwarzer Rimbaud", hieß es -, es folgten aber Plagiatsvorwürfe; der Roman wurde eingezogen, Elimane verschwand scheinbar spurlos. Achtzig Jahre später trifft Diégane die alte Siga D., eine Cousine von Elimane, deren Ex-Geliebte, eine haitische Dichterin, früher mit Elimane verbandelt war. Siga D. gibt Diégane den legendären Roman zu lesen und erzählt ihm große Teile des Lebens von Elimane: Der war während der Besatzung in der Résistance, verbrachte Jahrzehnte in Argentinien und kehrte schließlich in sein senegalesisches Dorf zurück, wo er als respektierter Magier hundertzweijährig starb - ein Jahr bevor Diégane sein Haus und sein Vermächtnis findet.
Dass Sarrs Roman ein Leseerlebnis ist, liegt zum einen daran, wovon er erzählt: Elimane ist ein Mysterium, das sich geschickt entzieht. Augenzeugen berichten Erschütterndes: "Ich stand wenige Zentimeter von ihm entfernt und hatte das schrecklich verwirrende Gefühl, vor einer Wand und zugleich vor einem vertikalen Meer zu stehen, einer Art stehenden Welle, in deren Innerem ich ein wütendes Grollen hörte." Es liegt zum anderen darin, wie Sarr erzählt: mal wie in einem Krimi, mal wie in einem Schauermärchen, mal wie in einer Recherche; es werden Rezensionen, Tagebucheinträge, Auszüge aus Literaturgeschichten und Essays geschaltet.
Es klimpert nicht nur die Genreklaviatur, Sarr lässt auch eine Vielzahl an Stimmen zu Wort kommen: Die Exil-Schriftstellerin Siga D., mit der der viel jüngere Diégane anbandelt; die haitische Dichterin, die Elimane mit Witold Gombrowicz und Ernesto Sábato im Argentinien der Nachkriegsjahre kennenlernt; die Journalistin Brigitte Bollème, die ein erstes Buch über Elimane schreibt; Elimanes jüdische Lektorin Thérèse Jacob, die mit Mühe der Verfolgung entkommt, aber ihren Geliebten durch einen perversen Nazi-Offizier verliert. Jede dieser Existenzen berichtet ihren Part, als Teil des Elimane-Puzzles gewinnen sie ihre Bedeutung und ihr Eigengewicht. Die Figuren sind Filter, Überträger, Vermittler: Ihre Erzählungen wandern durch viele Ohren und Münder.
Der Plagiatsprozess gegen "Das Labyrinth des Unmenschlichen" ist das literarische Zentrum des Romans: Skandalös ist dieser freilich für die Plagiatsjäger selbst, weil der senegalesische Mythos, den Elimane angeblich kopiert hat, die nachträgliche Erfindung eines rassistischen Ethnologen ist; die Anleihen bei der europäischen Hochkultur wiederum wären bei einem französischen Autor als kluge Hommage gewertet worden, nicht als Abschreiben. Kurz: Elimane war ein diskriminiertes Genie.
Der Rassismus einer kolonialen Gesellschaft schlägt in etwas anderes um: Die Geschehnisse werden durch Todesfälle unter Elimanes Rezensenten unheimlich, sie sterben wie die Fliegen. Was treibt sie in den Selbstmord? Die einzige Spur führt zu Elimane, der von seinem Vater, einem Magier, in okkultes Wissen eingeweiht wurde. So ist aus einem "kleinen Weißen Schwarzen" (sic), den man nicht anerkannt, sondern mit Verachtung gestraft hat, ein böser Schwarzmagier geworden, der düsterste Traditionen fortführt und Klischees auf unheimliche Weise bestätigt: "Ein Schriftsteller, der sich unverstanden, falsch gelesen, erniedrigt fühlt, beginnt die böswilligen Kritiker seines Buchs aus Rache zu töten, weil man ihn durch eine andere Brille als die literarische kommentiert, auf eine Hautfarbe, eine Herkunft, eine Religion, eine Identität reduziert: Das ist die reinste Komödie."
Wirklich zum Lachen ist das nicht, es klingt nach poetischer Gerechtigkeit, nach einer politisch korrekten Geschichte über den rassistischen Geist, der 1938 durch Europa wehte - mit der Option, sie auf die Gegenwart zu übertragen. Sarr, der vieles vorwegnimmt, hat diese Interpretation kommen sehen: "Hat sich heute etwas daran geändert?" Schließlich streben die jungen afrikanischen Schriftsteller des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend, über die er schreibt, ebenfalls nach französischer Anerkennung: "Das ist unsere Schande, aber auch unser erträumter Ruhm, unsere Knechtschaft und das vergiftete Trugbild unserer symbolischen Adelung."
Der 1990 in Dakar geborene, heute bei Paris lebende Sarr, der bereits drei Romane veröffentlicht hat, pflegt keine postkolonialen Empfindlichkeiten. Falsche Haltungen spießt er ironisch auf: "W. ist der erste schwarze Autor, der diesen oder jenen Preis erhalten hat, in diese oder jene Akademie aufgenommen wurde: lesen Sie sein Buch, es ist natürlich fabelhaft." Fehldeutungen gräbt er konsequent das Wasser ab: "Wegen all dieser geförderten und preisgekrönten Mittelmäßigkeit, verdienen wir es zu sterben. Alle: Journalisten, Literaturkritiker, Leser, Vertragsleute, Schriftsteller - die ganze Gesellschaft. Was würde Elimane heute tun? Er würde alle umbringen." Elimane ist nicht nur der böse Geist, den der Kolonialismus hervorgebracht hat, den postkolonialen Literaturbetrieb würde er ebenso heimsuchen, weil dieser Literatur aus denselben Gründen - wenngleich unter umgekehrten Vorzeichen - nicht ernst nimmt: Herkunft gilt mehr als Ästhetik. Wie Fiston Mwanza Mujila setzt Sarr der irreführenden Identitätspolitik Ironie und literarischen Anspruch entgegen.
Die unheimlichen Ereignisse berichtet Siga D. im Rückblick auf ihre wilde Jugend als Nackttänzerin - in der ihre Kollegin unter rätselhaften Umständen stirbt und Elimane sie eines Nachts in einen labyrinthischen Park entführt. Elimane wird zu jenem kathartisch-gruseligen Gespenst, das den Finger auf die Schwächen der Seelen legt und so lange drückt, bis sie verwelken. Wer nach Inspirationsquellen sucht, wird in der Episode fündig: Die Ereignisse nehmen ihren Ausgang im Nachtklub "Vautrin". Ein Schelm, wer an die Pariser Unterwelt aus Balzacs "Menschlicher Komödie" denkt.
Damit ist viel gesagt - und doch fast nichts. "Die geheimste Erinnerung der Menschen" ist wie Elimane: schwer in den Griff zu bekommen. Der Roman strahlt erzählerische und vitale Fülle aus, erzählt von Literaturbetrieb und Nazi-Besatzung, von gutem Sex und traumatisierten Kindern, von Pariser Halbwelt und senegalesischem Dorfleben, von Erstem Weltkrieg und politischer Revolte heute. Dem frustrierten Rezensenten bleibt nur eins: den eigenen Griff zu diesem Buch zu empfehlen. NIKLAS BENDER
Mohamed Mbougar Sarr: "Die geheimste Erinnerung der Menschen". Roman.
Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Hanser Verlag, München 2022. 448 S., geb., 27,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein grandios inszeniertes literarisches Detektivspiel, das uns mit brandaktuellen Fragen nach Rassismus, Identitätspolitik und kultureller Aneignung konfrontiert." Denis Scheck, ARD druckfrisch, 27.02.23
"Ein fabelhaft, dicht geschriebener, fruchtbarer, in sich sehr angenehm verschachtelter, aber auch komplex konstruierter Roman." Samira El Ouassil, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23
"Ein Meisterwerk. ... Ein sprachliches Ereignis." Denis Scheck, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23
"Ein intellektuelles Vergnügen." Ijoma Mangold, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23
"Ein gewaltiges, aufrüttelndes Buch: emotional, persönlich, zugleich absolut auf der Höhe des postkolonialen Diskurses." Dina Netz, WDR3, 11.02.23
"Ich habe Mohamed Mbougar Sarrs 'Die geheimste Erinnerung der Menschen' gelesen. Ein großartiges Buch." Bundeskanzler Olaf Scholz, taz, 14.01.23
"Was mir so gefällt ist, dass Sarr das mit so viel Engagement macht. Dass er sagt, die Literatur muss eigentlich die wichtigste Sache der Welt sein. Das ist für ihn eine existentielle Frage, ob er zu seiner literarischen Stimme findet. So viel Emphase auf die Literatur, auch auf die Wiederverzauberung, auf die Poesie." Iris Radisch, 3sat Kulturzeit, 11.01.23
"'Die geheimste Erinnerung der Menschen' ist makellos. Wie die Lösung des Krimis um Elimane trotz aller Sprünge zwischen Zeiten, Orten und Erzählsituationen chronologisch abrollt, zieht mit." Michael Wurmitzer, Der Standard, 03.01.23
"Eine atemberaubende Spurensuche ...Ein Puzzle starker Stimmen... Ein komplexer, wissenspraller und mitreißender Roman." Christoph Vormweg, Deutschlandfunk, 25.12.22
"So klug und so spannend - und diese wunderschönen Sätze! Man könnte sich in jeden einzelnen Satz des Romans verlieben, so perfekt und doch so urmenschlich sind sie." Sarah Murrenhoff, rbb Kultur, 19.12.22
"Einfach nur brillant!" Gert Scobel , 3sat Buchzeit, 11.12.22
"Ein Ereignis ist dieses Buch." Katrin Schumacher, 3sat Buchzeit, 11.12.22
"In Sarrs begnadeten Händen gerät die Literatur zu einem zutiefst menschlichen Labyrinth, das vielleicht keinen Ausgang, aber dafür auch fast keine Irrgänge kennt. Dank der herausragenden Übersetzung von Sabine Müller und Holger Fock hat man nun die einmalige Chance, sich auch auf Deutsch einen eigenen, einmaligen Weg durch dieses Labyrinth zu bahnen." Samir Sellami, ZEIT Online, 11.12.22
"Sarr ist ein literarisches Genie. Mit diesem Roman hat er sich den literarischen Kanon nicht nur zu eigen gemacht, sondern sich darin eingeschrieben." Thomas Hummitzsch, Der Freitag 09.12.22
"Ein fulminanter Wurf. ... Dieser Roman ist ein Geschenk; wer sich auf ihn einlassen mag, wird reich belohnt: mit einem Füllhorn an packenden Geschichten und einer Vielzahl an (Denk-)Welten, die sich immer wieder neu auftun bei der staunenden Lektüre." Ulrich Noller, WDR 5 Bücher, 09.12.22
"Es geht um den senegalesischen Autoren eines "perfekten Buchs" und einen zweiten, der ihm folgt. Literatur, Kolonialismus und die Folgen, erzählt als Detektivgeschichte. Das perfekte Buch? Womöglich hält man es in den Händen." Stern, 08.12.22
"In einer kraftvoll-schillernden Prosa erzählt Sarr eine kunstvoll verflochtene Geschichte von der Literatur und ihren Gefahren, von schwarzen Autoren und weissen Kritikern, von Heimat und Exil, von der Last der Vergangenheit und den Abgründen der Gegenwart. ... Berauschend ist dieser Roman, reichhaltig und tiefgründig und in seiner Vielfalt oft so rätselhaft wie Elimanes Verschwinden." Irene Binal, Neue Züricher Zeitung, 01.12.22
"Wie gut Sarr in der Literatur zuhause ist, beweist er mit diesem kunstvoll arrangierten, auf mehreren Erzählebenen wandelnden Roman, der letztendlich die Geschichte von zwei Suchen ist." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 01.12.22
"Das Buch liest sich stellenweise wie eine Karikatur auf den Literaturbetrieb ..." Barbara Beer, Kurier, 04.12.22
"Meine Freude beim Lesen des Romans war dermaßen groß, dass ich am liebsten eine Besprechung nur aus Zitaten des Buches liefern wollte. ... Das Buch, über ein ganzes Jahrhundert und drei Kontinente weit ausgreifend, verführt seine Leser mit einem sanft schwebenden Ton. ... Es macht satt und schlägt Funken aus der kulturellen Zweideutigkeit, die laut Sarr der Boden der afrikanischen Schriftsteller in Europa ist." Brigitte Neumann, Bayern 2 Diwan, 27.11.22
"Ein umwerfender Roman." Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.11.22
"Sarr changiert collagenartig zwischen Tagebucheinträgen, Zeitungsartikeln, Monologen, träumerischeren Elementen. Was kompliziert klingt, entfacht einen ungeheuren Sog. Das liegt an seinem Stil, seiner Sprache, seiner Detektivgeschichte, die Leserinnen und Leser in einen Bann zieht. Gemeinsam mit Diégane betreten sie ein Labyrinth, verlieren sich darin, finden zurück auf den Weg, und wenn sie herauskommen, werden sie nicht mehr so sein wie vorher." Enrico Ippolito, Der Spiegel, 26.11.22
"Rasant und anspielungsreich ... Sarrs vielschichtiger Roman ist eine glänzende Satire auf den französischen und frankophonen Literaturbetrieb und eine Annäherung an das, was (Welt-)Literatur im Kern ausmacht. ... Ein spannender wie ein Krimi geschriebener Roman, den man wegen seines frechen, frischen, respektlosen Tons atemlos bis zum Ende verschlingt." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 24.11.22
"Wenn man dieses Buch besinnungslos beiseitelegt, dann schläft man erschöpft ein und träumt von dem Buch schlechthin, dem vollkommenen Buch, das es doch geben müsste, aber gar nicht geben kann, und man erinnert sich vielleicht vage daran, dass man doch irgendwann einmal darin geblättert hat." Alexander Solloch, NDR, 24.11.22
"Große Literatur ... Abenteuer- und Entwicklungsroman, Detektiv- und Liebesgeschichte, poetisch, metaliterarisch, hochgeistig und trotzdem sinnlich. Es ist auch unterhaltsam und mit sprachlicher Verve erzählt, stellenweise sogar unverschämt witzig. Sie hören, ich bin begeistert, denn hier ist einem Autor tatsächlich die Quadratur des Kreises gelungen." Jerome Jaminet, mdr, 23.11.22
"Der perfekte Roman! ... Eine Feier, des Schreibens, des Lesens und der Literaturgeschichte, aber auch ein politisches Buch." Katrin Schumacher, mdr, 23.11.22
"Ein gewaltiger Roman ... Der entscheidende Verführungseffekt beruht darauf, dass seine Leserinnen und Leser die lebensverändernde Wirkung von Literatur kennen oder sie zumindest ahnen. Dieses Gefühl hält einen fest in all den Strudeln, durch die man lesend gerissen wird. Manchmal erscheint das Buch so logisch wie ein guter Krimi, manchmal brennt es wie eine große Liebesgeschichte, oft greift der Autor in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart. ... Man kann darin versinken!" Cornelia Geißler, Frankfurter Rundschau, 23.11.22
"Ein aufregender Roman, der alle Rahmen sprengt." Annabelle Hirsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.22
"Ein herausragendes Buch, sehr zeitgenössisch und sehr literarisch." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 03.11.22
"Ein fabelhaft, dicht geschriebener, fruchtbarer, in sich sehr angenehm verschachtelter, aber auch komplex konstruierter Roman." Samira El Ouassil, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23
"Ein Meisterwerk. ... Ein sprachliches Ereignis." Denis Scheck, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23
"Ein intellektuelles Vergnügen." Ijoma Mangold, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23
"Ein gewaltiges, aufrüttelndes Buch: emotional, persönlich, zugleich absolut auf der Höhe des postkolonialen Diskurses." Dina Netz, WDR3, 11.02.23
"Ich habe Mohamed Mbougar Sarrs 'Die geheimste Erinnerung der Menschen' gelesen. Ein großartiges Buch." Bundeskanzler Olaf Scholz, taz, 14.01.23
"Was mir so gefällt ist, dass Sarr das mit so viel Engagement macht. Dass er sagt, die Literatur muss eigentlich die wichtigste Sache der Welt sein. Das ist für ihn eine existentielle Frage, ob er zu seiner literarischen Stimme findet. So viel Emphase auf die Literatur, auch auf die Wiederverzauberung, auf die Poesie." Iris Radisch, 3sat Kulturzeit, 11.01.23
"'Die geheimste Erinnerung der Menschen' ist makellos. Wie die Lösung des Krimis um Elimane trotz aller Sprünge zwischen Zeiten, Orten und Erzählsituationen chronologisch abrollt, zieht mit." Michael Wurmitzer, Der Standard, 03.01.23
"Eine atemberaubende Spurensuche ...Ein Puzzle starker Stimmen... Ein komplexer, wissenspraller und mitreißender Roman." Christoph Vormweg, Deutschlandfunk, 25.12.22
"So klug und so spannend - und diese wunderschönen Sätze! Man könnte sich in jeden einzelnen Satz des Romans verlieben, so perfekt und doch so urmenschlich sind sie." Sarah Murrenhoff, rbb Kultur, 19.12.22
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"Ein Ereignis ist dieses Buch." Katrin Schumacher, 3sat Buchzeit, 11.12.22
"In Sarrs begnadeten Händen gerät die Literatur zu einem zutiefst menschlichen Labyrinth, das vielleicht keinen Ausgang, aber dafür auch fast keine Irrgänge kennt. Dank der herausragenden Übersetzung von Sabine Müller und Holger Fock hat man nun die einmalige Chance, sich auch auf Deutsch einen eigenen, einmaligen Weg durch dieses Labyrinth zu bahnen." Samir Sellami, ZEIT Online, 11.12.22
"Sarr ist ein literarisches Genie. Mit diesem Roman hat er sich den literarischen Kanon nicht nur zu eigen gemacht, sondern sich darin eingeschrieben." Thomas Hummitzsch, Der Freitag 09.12.22
"Ein fulminanter Wurf. ... Dieser Roman ist ein Geschenk; wer sich auf ihn einlassen mag, wird reich belohnt: mit einem Füllhorn an packenden Geschichten und einer Vielzahl an (Denk-)Welten, die sich immer wieder neu auftun bei der staunenden Lektüre." Ulrich Noller, WDR 5 Bücher, 09.12.22
"Es geht um den senegalesischen Autoren eines "perfekten Buchs" und einen zweiten, der ihm folgt. Literatur, Kolonialismus und die Folgen, erzählt als Detektivgeschichte. Das perfekte Buch? Womöglich hält man es in den Händen." Stern, 08.12.22
"In einer kraftvoll-schillernden Prosa erzählt Sarr eine kunstvoll verflochtene Geschichte von der Literatur und ihren Gefahren, von schwarzen Autoren und weissen Kritikern, von Heimat und Exil, von der Last der Vergangenheit und den Abgründen der Gegenwart. ... Berauschend ist dieser Roman, reichhaltig und tiefgründig und in seiner Vielfalt oft so rätselhaft wie Elimanes Verschwinden." Irene Binal, Neue Züricher Zeitung, 01.12.22
"Wie gut Sarr in der Literatur zuhause ist, beweist er mit diesem kunstvoll arrangierten, auf mehreren Erzählebenen wandelnden Roman, der letztendlich die Geschichte von zwei Suchen ist." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 01.12.22
"Das Buch liest sich stellenweise wie eine Karikatur auf den Literaturbetrieb ..." Barbara Beer, Kurier, 04.12.22
"Meine Freude beim Lesen des Romans war dermaßen groß, dass ich am liebsten eine Besprechung nur aus Zitaten des Buches liefern wollte. ... Das Buch, über ein ganzes Jahrhundert und drei Kontinente weit ausgreifend, verführt seine Leser mit einem sanft schwebenden Ton. ... Es macht satt und schlägt Funken aus der kulturellen Zweideutigkeit, die laut Sarr der Boden der afrikanischen Schriftsteller in Europa ist." Brigitte Neumann, Bayern 2 Diwan, 27.11.22
"Ein umwerfender Roman." Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.11.22
"Sarr changiert collagenartig zwischen Tagebucheinträgen, Zeitungsartikeln, Monologen, träumerischeren Elementen. Was kompliziert klingt, entfacht einen ungeheuren Sog. Das liegt an seinem Stil, seiner Sprache, seiner Detektivgeschichte, die Leserinnen und Leser in einen Bann zieht. Gemeinsam mit Diégane betreten sie ein Labyrinth, verlieren sich darin, finden zurück auf den Weg, und wenn sie herauskommen, werden sie nicht mehr so sein wie vorher." Enrico Ippolito, Der Spiegel, 26.11.22
"Rasant und anspielungsreich ... Sarrs vielschichtiger Roman ist eine glänzende Satire auf den französischen und frankophonen Literaturbetrieb und eine Annäherung an das, was (Welt-)Literatur im Kern ausmacht. ... Ein spannender wie ein Krimi geschriebener Roman, den man wegen seines frechen, frischen, respektlosen Tons atemlos bis zum Ende verschlingt." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 24.11.22
"Wenn man dieses Buch besinnungslos beiseitelegt, dann schläft man erschöpft ein und träumt von dem Buch schlechthin, dem vollkommenen Buch, das es doch geben müsste, aber gar nicht geben kann, und man erinnert sich vielleicht vage daran, dass man doch irgendwann einmal darin geblättert hat." Alexander Solloch, NDR, 24.11.22
"Große Literatur ... Abenteuer- und Entwicklungsroman, Detektiv- und Liebesgeschichte, poetisch, metaliterarisch, hochgeistig und trotzdem sinnlich. Es ist auch unterhaltsam und mit sprachlicher Verve erzählt, stellenweise sogar unverschämt witzig. Sie hören, ich bin begeistert, denn hier ist einem Autor tatsächlich die Quadratur des Kreises gelungen." Jerome Jaminet, mdr, 23.11.22
"Der perfekte Roman! ... Eine Feier, des Schreibens, des Lesens und der Literaturgeschichte, aber auch ein politisches Buch." Katrin Schumacher, mdr, 23.11.22
"Ein gewaltiger Roman ... Der entscheidende Verführungseffekt beruht darauf, dass seine Leserinnen und Leser die lebensverändernde Wirkung von Literatur kennen oder sie zumindest ahnen. Dieses Gefühl hält einen fest in all den Strudeln, durch die man lesend gerissen wird. Manchmal erscheint das Buch so logisch wie ein guter Krimi, manchmal brennt es wie eine große Liebesgeschichte, oft greift der Autor in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart. ... Man kann darin versinken!" Cornelia Geißler, Frankfurter Rundschau, 23.11.22
"Ein aufregender Roman, der alle Rahmen sprengt." Annabelle Hirsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.22
"Ein herausragendes Buch, sehr zeitgenössisch und sehr literarisch." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 03.11.22