Mitreißender Roman aus der Zeit Luthers und Gutenbergs
„Die Gehilfin des Buchdruckers“ ist ein historischer Roman, der in der Zeit Gutenbergs und Luthers spielt, eine abgerundete Familiengeschichte über drei Generationen, die den Leser gefangennimmt und so fesselt, daß er alles andere vergißt und
in einer fremden Welt versinkt.
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, die Zeit vor und während…mehrMitreißender Roman aus der Zeit Luthers und Gutenbergs
„Die Gehilfin des Buchdruckers“ ist ein historischer Roman, der in der Zeit Gutenbergs und Luthers spielt, eine abgerundete Familiengeschichte über drei Generationen, die den Leser gefangennimmt und so fesselt, daß er alles andere vergißt und in einer fremden Welt versinkt.
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, die Zeit vor und während der Reformation lebendig zu beschreiben, Bilder vor Augen zu stellen und den Leser mitten ins Geschehen zu werfen. Spannend wird der katholische Aberglaube geschildert, die Ängste der Menschen vor Ideen wie dem Fegefeuer, die sie dazu bringen, wörtlich alles dafür zu geben, sich ihren Lebensunterhalt abschwatzen zu lassen, um in letzter Konsequenz vergoldete Kirchen zu bauen. Der Leser taucht ein in eine Welt der Leibeigenschaft und der Feudalherren, wo jedem per Geburt sein Leben vorgezeichnet ist.
Lisbeth ist Leibeigene, hat im Frühling schon ihren Bruder beerdigen müssen, und jetzt ist ihr Vater schwerkrank. Für jeden Toten muß eine Sonderabgabe geleistet werden, denn der Leibherr verliert ja eine Arbeitskraft! Die Witwen und Waisen spielen in dieser Gesellschaft keine Rolle – eine Perversion der Aussagen der Bibel! Die Knechte und Mägde sind den Herren hilflos ausgeliefert und werden vom übermächtigen Klerus geistlich in Knechtschaft gehalten.
Erst Luther macht dem ein Ende: Er übersetzt die Bibel in die deutsche Umgangssprache, so daß die Menschen das Wort Gottes lesen können und erfahren, was Gott den Menschen wirklich sagen will. Er selbst hat im Buch zwar nur einen Sekunden-Auftritt, aber sein Einfluß reicht weit und krempelt die gesamte Gesellschaft um, was man durch die beteiligten Personen auf ganz persönlicher Ebene miterlebt. Auf historische Fakten gegründet und in romanhafter Form berührend geschildert, versteht der moderne Mensch die Umstände, unter denen die Menschen des Mittelalters litten.
Lisbeths Tochter wird die Gehilfin des Buchdruckers, eines Schülers von Meister Gutenberg. Durch die Erfindung des Buchdrucks kommt die Reformation zum Durchbruch, verbreiten sich Luthers Gedanken über ganz Europa, blüht neues geistliches Leben und bläst die Botschaft der Bibel den Staub von den verkrusteten Irrlehren. Jetzt können auch arme Leute lesen lernen, die Bildung ergreift auch die unteren Schichten: die ganze Welt wird verändert. Faszinierend, das mitzuerleben!
Ein sehr gutes Buch: Spannend, unterhaltsam, informativ, gut recherchiert und in einer der interessantesten Zeiten der Geschichte spielend – aber christlich ist es nicht. Gerade im Zusammenhang mit Luther hätte ich mir mehr geistliche Hintergründe und eine deutliche Botschaft gewünscht.