Wer das Wort Geisterforschung hört, denkt vielleicht zuerst an irgendwelche Leute, die nachts in verlassenen Krankenhäusern oder auf Friedhöfen herumrennen und Tonbandstimmen aufnehmen wollen. Zu dieser Kategorie gehört Walter von Lucadou definitiv nicht. Zwar versucht ebenfalls, solche Sachen
aufzuklären, geht aber weit wissenschaftlicher an die Sache heran als die Kollegen mit den…mehrWer das Wort Geisterforschung hört, denkt vielleicht zuerst an irgendwelche Leute, die nachts in verlassenen Krankenhäusern oder auf Friedhöfen herumrennen und Tonbandstimmen aufnehmen wollen. Zu dieser Kategorie gehört Walter von Lucadou definitiv nicht. Zwar versucht ebenfalls, solche Sachen aufzuklären, geht aber weit wissenschaftlicher an die Sache heran als die Kollegen mit den Tonbandgeräten. Meist sitzt er in seinem Büro in Freiburg und verrichtet seine Arbeit per E-Mail, Brief oder Telefon, versucht die Schilderungen der Hilfesuchenden mit psychologischen Effekten zu erklären. Nur selten verlässt er mal sein Büro und ist tatsächlich vor Ort, um sich selbst von dem zu überzeugen.
Mit solchen Schilderungen, was er vor Ort erlebt, fängt das Buch auch an. Etwa von farblich markierten Steinen, die ursprünglich vor der Tür lagen und plötzlich wiederholt laut platschend im Kochtopf in der Küche landen, obwohl alle Familienmitglieder am Tisch beim Abendessen sitzen und auch weder Türen noch Fenster offen sind. Mit ähnlichen Schilderungen geht es im ersten Viertel des Buches weiter. Vieles sind Begebenheiten, die man nicht mit "Einbildung" erklären kann.
Und da ist auch schon der größte Kritikpunkt, die ich an dem Buch auszusetzen habe: Lucadou versucht krampfhaft sämtliche Schilderungen mit psychologischen Effekten zu begründen. An keiner Stelle hat man den Eindruck, dass er mal selbst sagt "Sorry, DAS kann man mit Psychologie auch nicht erklären, vielleicht gibts ja doch Geister!". Er beißt sich krampfhaft an der psychologischen Schiene fest und verrennt sich dabei in seitenlange Monologe darüber, wieso die von seinen "Mandanten" geschilderten Erlebnisse nur Einbildung sein können. Mit fortschreitender Länge nimmt dieser Part im Buch immer mehr Platz ein. Zwischendurch versucht er seine Schilderungen mit der chronologischen Aufzählung seines Tagesablaufs in der parapsychologischen Beratungsstelle aufzulockern oder streut Anekdoten über Professoren aus seiner eigenen Studienzeit ein, wo man sich dann unwillkürlich fragt "Warum erzählt der sowas ?". Ob seine Sekretärin ihm nun 2 oder 3x pro Vormittag einen Tee bringt, interessiert die meisten Leser wohl nicht so wirklich.
Zusammengefasst würde man wohl sagen, dass das Buch zwar gut anfängt, aber sich spätestens ab der Hälfte dahinzieht wie ein klebriger Kaugummi. Denn ab da palavert er gefühlt nur noch über allgemeine psychologische Themen, die vielleicht Berufskollegen noch begeistern, aber bei Nicht-Psychologen eher einen Gähnreiz auslöst.