Jan-Hendryk de Boer untersucht in dieser Studie den Umbruch in der Gelehrtenwelt des römisch-deutschen Reichs am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Er zeigt, wie sich in diesem Zeitraum der hegemoniale Humanismus als eine neue diskursive Formation ausbildete. Diese organisierte die humanistische Bewegung wie auch deren Verhältnis zur Scholastik und schließlich den Ort des Humanismus in der Gelehrtenwelt insgesamt um. Nachdem humanistische Ideen zunächst relativ problemlos Aufnahme gefunden hatten, beanspruchten die Vertreter des hegemonialen Humanismus als Dichter, Grammatiker und Philologen für sich allein, über nützliche Fertigkeiten und relevantes Wissen zu verfügen. In einem Kulturtransfer der entsprechenden italienischen Entwicklungen wurde so ein scholastisch-humanistischer Antagonismus erzeugt, der bis in die heutige Forschung nachwirkt. Geboren 1980; Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Alten Geschichte und Deutschen Philologie in Göttingen; 2009-14 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für die Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters; 2014 Promotion in Göttingen; 2015 Postdoc-Stipendium am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz.
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