Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft, Note: 1,3, Universität Potsdam (Institut für Religionswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Das Wort Rotkopf (türk.: Kızılbaş) wird in der heutigen Türkei häufig gebraucht. Es ist abschätzig besetzt mit Eigenschaften wie Rückständigkeit, Ketzertum und sexuellen Ausschweifungen. Rotkopf bezeichnet aber nicht nur die Vorurteile einer Gesellschaft gegen anscheinend rückständige und ungläubige Elemente in ihren eigenen Reihen, Rotkopf ist die ursprüngliche Bezeichnung der anatolischen Glaubensgemeinschaft der Aleviten, die in der heutigen Türkei zwischen 20 und 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Dass diese zweitgrößte türkische Religionsgemeinschaft bis in die letzten Jahrzehnte in der Türkei weniger präsent war als ihr negativ besetzter Name ist nicht unwesentlich Folge ihrer in den letzten Jahrhunderten gepflegten Praktik der takiya (Verstecken, Geheimhaltung), mit der sie ihre Identität vor ihren mehrheitlich sunnitischen Mitmenschen verbargen. Die takiya ist natürlich kein Selbstzweck, sondern aus einer Notwendigkeit heraus entstanden. Wie es zur Herausformung einer solchen nach innen gewandten Religionsgemeinschaft kam und um welche Art von Religion es sich hier überhaupt handelt, dem wollen wir im folgenden Kapitel nachspüren. Um uns ein geeignetes Bild zeichnen zu können werden wir, einigen ausgewählten Autoren folgend, die regionale Geschichte seit dem Beginn türkischer Herrschaftsansprüche in Anatolien bezüglich der zur Herausbildung der Kızılbaş relevanten Faktoren untersuchen. Denn die Aleviten sind, wie im folgenden verdeutlicht werden soll, nicht nur türkische Minderheit, sondern zugleich Überrest von Vertretern eines speziell türkischen Islamverständnisses. ...