Wir genesen nicht, um gesund zu werden. Wir genesen, um uns auf die nächste Krankheit vorzubereiten. Unser »biologischer Luxus« (Canguilhem) besteht darin, krank werden zu können und doch einen Weg zu finden, sich einem neuen Lebenskontext zu fügen oder ihn zu erfinden und damit die Grenzen des »ÜberLebenswissens« (Ette) neu zu verhandeln. Dieses Buch versammelt Essays zu Schriftsteller-Ärzten des 20. Jahrhunderts aus Deutschland, Frankreich und Spanien, die aus der Perspektive ihres klinischen Erfahrungswissens fiktionalisierte Prosa über menschliche Genesungs- und Verfallsprozesse zur Darstellung bringen. Dabei stehen auch die Fragen im Zentrum, wie sich medizinisches Wissen durch literarische Inszenierung verwandelt und welche poetologischen Prozesse die Autoren in ihrer Literatur entwickeln, um Medizin und Literatur miteinander zu verbinden. Eingebettet in den aktuellen Forschungskontext der »Narrative Medicine« (Rita Charon) und der Medical Humanities wird auch die Tragweite der philosophischen Lebensbegriffe, bios und zoe, in Anlehnung an posthumanistische Theorien Rosi Braidottis diskutiert. Prolog und Epilog ergänzen die Expertenperspektive durch die Fallgeschichte einer Krebspatientin, die in ihren Tagebüchern den kontinuierlichen Weg zur Heilung dokumentiert.
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