Antwerpens Kathedrale - ein Ort voller Leben und Gerüchen
Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen und ich war bereit, den Versuch
zu wagen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn der Schreibstil der Autorin ist gut zu…mehrAntwerpens Kathedrale - ein Ort voller Leben und Gerüchen
Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen und ich war bereit, den Versuch zu wagen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, meist leicht verständlich und gespickt mit zum Teil amüsanten Anekdoten. Geschildert werden die Zustände und Ereignisse rund um den Sakralbau beginnend mit dem Jahr 1481 und endet mit dem Bildersturm von 1566.
Der Autorin gelingt es, ein lebendiges und farbenfrohes Bild des Innenraumes der Kathedrale zu zeichnen . Es ist kein Ort der Ruhe und Andacht, sondern ein Ort pulsierenden Lebens und das nicht immer mit religiösen Bezug. Für uns heute unvorstellbar, durchstreunten Tiere wie Hunde und Schweine den Kirchenraum, die natürlich auch ihren Kot dort hinterließen. Es wurden Tote dort bestattet. Dazu mussten erst vor kurzen geschlossene Gräber wieder aufgegraben werden und trugen ihren Anteil zur Duftkomposition bei. Hinzu kam eine Vielzahl von Besuchern, um zu beten , einer Messe beizuwohnen oder Geschäfte zu machen. So sollen zeitweise bis zu 100 Messen am Tag stattgefunden haben, da einzelne Gilden und Bruderschaften ihren eigenen Altar dort hatten und und eigene Gottesdienste abhielten. Dazu kam Baulärm, da die Kathedrale ständig erweitert oder repariert werden musste. Der Lärm und die Gerüche müssen unbeschreiblich gewesen sein. Nur gut, dass ich davon nur gelesen habe.
Sehr gelungen fand ich, dass die Autorin religiöse Gepflogenheiten schildert und die Hintergründe erklärt. Ich habe einiges gelernt und dadurch mein Verständnis für einige Rituale, die noch heute gebräuchlich sind, geschärft. Da Religion und tägliches Leben eine Einheit bildeten, gibt es auch Ausführungen zur Medizin , Dinge des täglichen Lebens und politischen Ereignissen .
Ein weiterer Pluspunkt für mich war, dass es eine Vielzahl von Abbildungen zur Kathedrale gibt. Dazu gibt die Autorin ausführliche Hinweise, so dass ich auch Kleinigkeiten wahrgenommen habe , die ich sonst übersehen hätte und untermauert damit zudem ihre Ausführungen.
Für mich war das Buch ein ausgesprochen gelungener, unterhaltsamer und zugleich informativer Ausflug in die Hochzeit der Kathedrale.