Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (FB Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Friedrich Aminghaus, Protagonist in Botho Strauß` Roman Kongreß. Die Kette der Demütigungen1, verliebt sich in eine geheimnisvolle Stimme, die plötzlich zwischen den Zeilen seines Buches hervortritt und ihm später als Buchfee Hermetia erscheint. Ein Text für Kinder, ein Märchen gar? [...] Über Drogenmißbrauch ist aus [Aminghaus´] Unterlagen nichts bekannt, obgleich die Begegnung mit charmanten Plagegeistern und Elfen derartigen Verdacht nahelegen würde. Säufer unterhalten sich auch gerne mit weißen Mäusen.2 So spöttelt der Rezensent Ulrich Weinzierl in der FAZ3. Den erotischen Novellenkranz, der den Kern des zweiten Romanteils bildet, (ver-)urteilt Weinzierl, sei nichts anderes als „Etüden aus der Vorschule der Läufigkeit“ nach dem „Modell [eines] gewissen Donatien- Alphonse Francois de Sade“4. In der Zeit dagegen vergleicht Andreas Kilb abwägend den Kongreß mit französischen Klassikern des Obszönen, wie Bataille oder Klossowski und stellt als Unterschied fest, „wieviel sanfter, aber auch genauer Strauß das Tableau der Ausschweifungen malt. Seine Erotismen sind von metallischer Klarheit; kühl und heiß zugleich ...“5 Diese beiden Positionen aus der Strauß Rezension zum Kongreß spiegeln exemplarisch das grelle Pro und Contra der Kritikerurteile wider und zeigen, wieviel Zündstoff dieser sexuell sehr freizügige Text bietet. Aber wird uns denn tatsächlich nur vorgeführt, wie der Protagonist Aminghaus Gefangener seiner eigenen Phantasie wird ? Ziel vorliegender Arbeit ist es, zu untersuchen, ob sich in den erotischen Phantasien, die hier vorgeführt werden, einfach nur die Geschichte eines am Leben scheiternden Menschen zeigt, oder, ob der Text andere Interpretationsmöglichkeiten bietet. Dazu wird zunächst in einem kurzen Kapitel der Aspekt, den Weinzierl wohl als den ‚märchenhaft phantastischen‘ bezeichnen würde, betrachtet. Es geht um den außergewöhnlichen Wahrnehmungszustand, in dem sich der Protagonist befindet. Darauf werden zum einen die Frauengestalten untersucht, zum anderen der erotische Erzählreigen, die ‚Kette der Demütigungen‘, analysiert. 1 Strauß, Botho: Kongreß. Die Kette der Demütigungen. München: DTV 1993. (Alle Seitenangaben im laufenden Text beziehen sich auf diese Ausgabe) 2 Weinzierl, Ulrich: Federnder Schaft. Botho Strauß als verruchte Courthes-Mahler. In: FAZ 10. Okt. 1989 Nr. 253. S. L13 3 Ebd. 4 Ebd. 5 Kilb, Andreas: Spleen und Ideal. Ein „Kongreß“, viele Fragmente: Neues von Botho Strauß. In: Die Zeit 06. Okt. 1989 Nr. 41 S. 73f.