Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in BG, B, A, EW, DK, CZ, D, CY, H, HR, GR, F, FIN, E, LT, I, IRL, NL, M, L, LR, S, R, P, PL, SK, SLO ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Eher lustlos: Paul Auster über seine geliebte Schreibmaschine
Wieder ist ein Buch von Paul Auster erschienen. Diesmal jedoch ist es keine verwinkelt-postmoderne Detektivgeschichte, kein ausgefeilt-verschlungener Roman, sondern nichts weiter als die Geschichte seiner ständigen Geliebten: der alten Olympia-Schreibmaschine, auf der Auster seit 1974 all seine Bücher getippt hat und die ihm wohl auch in Zukunft eine treue, stumme Begleiterin bleiben wird. Der Mann ist erklärter Computerfeind, die alte Reiseschreibmaschine ist sein Lieblingswerkzeug. Besonders interessant ist aber leider das Loblied nicht, das er ihr singt.
Paul Auster erzählt die Geschichte seiner Schreibmaschine in gewohnt routinierter Manier. Leider gibt aber der Stoff so wenig her, oder die Liebe zur Schreibmaschine ist doch größer, als die Lust, sie selbst einmal zur Hauptfigur zu machen, dass nach achtzig reich bebilderten Seiten und lesefreundlichem Großdruck die Geschichte auch schon wieder zuende ist, ohne dass sie zuvor recht vom Fleck gekommen wäre. Mittendrin, das kennt man von Auster, taucht ein Unbekannter auf, der sich als Maler Sam Messer ausgibt und der Paul Auster respektive dessen Schreibmaschine portraitieren möchte. Kurz, Auster spielt hier mit den Versatzstücken seines eigenen Oeuvres, ohne jedoch die herbeizitierten Elemente in neue Zusammenhänge zu stellen. Von postmodern-ironischer Montagekunst zu sprechen, täte dem Ergebnis zuviel der Ehre an. Es eine Dreistigkeit zu nennen, ist passender.
Wenn der Typenhebel klemmt
Die Illustrationen von Sam Messer nehmen der Geschichte nichts, fügen aber bedauerlicherweise auch nichts hinzu. Einzig bemerkenswert erscheint, dass hinter Auster immer mal wieder die Türme des alten World Trade Center aus den Bildern lugen, was schlicht und einfach daran liegt, dass Bilder und Text schon einige Jahre auf dem Buckel haben die Originalausgabe ist 2002 erschienen , was dem Ganzen aber doch etwas unbeabsichtigt Befremdliches verleiht.
Selbst hartgesottenen Paul Auster-Fans dürfte das kleine Büchlein nur eine kurze Freude bereiten, bevor auch sie es ratlos zur Seite legen. Ansonsten eignet es sich allenfalls als Coffee-table-book für Arztpraxen mit literarischem Anspruch. Mit Produkten wie diesem befindet sich der Autor auf dem direkten Weg in den literarischen Ramschladen. Schwer zu glauben, dass ein Schriftsteller seines Ranges sich dort wohlfühlen kann. KLAUS BIRNSTIEL
PAUL AUSTER, SAM MESSER: Die Geschichte meiner Schreibmaschine. Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005. 80 Seiten, 16,90 Euro .
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH