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Zwischen Bruder und Schwester tauchte das Thema dieses Gespräches immer wieder auf. Placido war ein Tausendkünstler des Ablenkens und Entschlüpfens. Heute aber sollte er nicht entschlüpfen. Grazia fühlte es als heiße Pflicht: »Warum gehst du nicht zu Papa und sagst ihm, daß du Philosophie studieren willst und nicht dieses langweilige Jus?« »Ich studiere ja beides. In diesem Semester habe ich auch bei Benedetto Croce inskribiert.« »Beides, das ist zuviel für einen Menschen«, bohrte sie weiter, »man sieht es dir an. Warum hast du nicht den Mut, zu Papa zu gehn?« Diese aufrührerische Forderung…mehr

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Produktbeschreibung
Zwischen Bruder und Schwester tauchte das Thema dieses Gespräches immer wieder auf. Placido war ein Tausendkünstler des Ablenkens und Entschlüpfens. Heute aber sollte er nicht entschlüpfen. Grazia fühlte es als heiße Pflicht: »Warum gehst du nicht zu Papa und sagst ihm, daß du Philosophie studieren willst und nicht dieses langweilige Jus?« »Ich studiere ja beides. In diesem Semester habe ich auch bei Benedetto Croce inskribiert.« »Beides, das ist zuviel für einen Menschen«, bohrte sie weiter, »man sieht es dir an. Warum hast du nicht den Mut, zu Papa zu gehn?« Diese aufrührerische Forderung nach Mut hätte bei jedem Kenner Don Domenicos unzweifelhaft Kopfschütteln erregt. Grazia selbst hatte noch niemals einen solchen Mutbeweis geliefert. Von ihrem Ehrgeiz für Placido hingerissen, gebrauchte sie dies schwerwiegende Wort ohne praktische Vorstellung. Er aber setzte sich nieder und verschlang die Hände über die Knie: »Ich habe nicht den Mut, wir haben ihn alle nicht, doch ich hätte ihn vielleicht, wenn ...«

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Autorenporträt
Am 10. September 1890 wird Franz Werfel in Prag geboren; als Schüler schreibt er Gedichte und entwirft Dramen. 1914 wird er zum Militärdienst eingezogen; 1917 begegnet er Alma Mahler-Gropius, mit der er bis zu seinem Lebensende verbunden bleibt; er siedelt nach Wien über. Zu dieser Zeit sind bereits mehrere Gedichtbände von ihm erschienen, hat er kritische Aufsätze veröffentlicht. 1919 folgt seine erste ganz eigenständige Novelle ¿Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig¿. 1921 wird sein Drama ¿Spiegelmensch¿ aufgeführt. In den nächsten Jahren entstehen ¿Der Tod des Kleinbürgers¿, ¿Kleine Verhältnisse¿, ¿Der Abituriententag¿, ¿Die Geschwister von Neapel¿ und immer wieder Gedichte. 1929 heiratet er Alma Mahler. 1933 erscheinen ¿Die vierzig Tage des Musa Dagh¿ - eine Mahnung an die Menschlichkeit; im gleichen Jahr werden seine Bücher in Deutschland verbrannt. 1938, als Hitlers Truppen in Österreich einmarschieren, hält sich Werfel in Capri auf - seine Emigration beginnt. 1940 wird er in Paris an die Spitze der Auslieferungsliste der Deutschen gesetzt. Mit Alma und einigen Freunden flüchtet er zu Fuß über die Pyrenäen nach Spanien. ¿Das Lied von Bernadette¿ schreibt er als Dank für seine Errettung. Von Lissabon bringt sie ein Schiff nach New York. Die letzten Jahre verlebt Werfel in Los Angeles, Kalifornien. Am 26. August 1945 erliegt er seinem schweren Herzleiden.