Als ich dieses Buch in aller Eile im Buchladen erspähte, auf der schnellen Suche nach einem Buch für den Zug, schnappte ich es mir nach dem Lesen der Buchrückseite. Weil ich dachte "Ach, das klingt ja nett" und schön kurzweilig. Ein kleiner Lottoladen in Berlin, da sind schöne und vielleicht auch
schrille Begegnungen ja quasi vorprogrammiert.
Die ersten Seiten haben mir auch wirklich…mehrAls ich dieses Buch in aller Eile im Buchladen erspähte, auf der schnellen Suche nach einem Buch für den Zug, schnappte ich es mir nach dem Lesen der Buchrückseite. Weil ich dachte "Ach, das klingt ja nett" und schön kurzweilig. Ein kleiner Lottoladen in Berlin, da sind schöne und vielleicht auch schrille Begegnungen ja quasi vorprogrammiert.
Die ersten Seiten haben mir auch wirklich ausgesprochen gut gefallen. Der Herr Beckerhoff schafft es, auf den ersten Seiten sehr neugierig auf die handelnden Personen zu machen. Durch die Beschreibungen, die der handlungstragende Herr Haiduk seinen täglichen Besuchern und Käufern verpasst ("Der Pudelmann", "Die stumme Studentin", "Der junge Kettenraucher" usw.), habe ich mich direkt wohl und wie eine Beobachterin im Kiosk gefühlt - denn, Hand aufs Herz, so spontane Charakterisierungen von Personen, die man Tag für Tag sieht, habe ich auch im Kopf. (Bin da nicht frei von Vorurteilen, ich geb´s zu.) Aber gerade das hat den Charme der Geschichte am Anfang für mich ausgemacht. Die besagte "Stumme Studentin", die Herrn Haiduks kleinen Laden immer wieder aufsucht, ist dann aber doch gar nicht stumm; sie kann reden, eines Tages. Und sie zieht Herrn Haiduk ungewollt in eine ziemlich große Sache hinein: sie hat nämlich den Lottoschein (DEN !!! Lottoschein) gefunden, der mehrere Millionen Euro verspricht. Ihr gehört er nicht, aber sie will den Besitzer finden. Mit Herrn Haiduks Hilfe.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich im Laufe des Buches mehrfach gefragt habe, wie rein das Herz eines Menschen sein muss, wenn er tatsächlich nicht EIN EINZIGES Mal darüber nachdenkt, diesen blöden Zettel einfach selbst einzulösen, auch wenn man nicht derjenige war, der die Kreuze gesetzt hat. Die stumme Studentin namens Alma scheint tatsächlich nicht daran zu denken. Das fand ich schräg, dass das in der gesamten Handlung eigentlich überhaupt nicht zur Debatte stand. Denn seien wir ehrlich: so läuft´s nicht in der Welt. Wer gibt so einen Gewinnerschein im Fundbüro ab (oder überlässt ihn gar jemand anderem???), wenn er ihn selbst einlösen kann - und dann "zur Not" eben beispielsweise wohltätig spenden, wenn´s man nicht in die eigene Tasche stecken will?! Das habe ich nicht glauben können, und das Himmelfahrtskommando von Alma, die innerhalb weniger Tage nur anhand eines kurzen Gesprächs den wahren Lottogewinner ausmachen will, ebenso wenig. Denn Alma glaubt, das Wahre eines Menschen nach nur wenigen Sekunden erkennen zu können.
Ab da ging die Story für mich leider ein bisschen bergab. Zum einen zogen sich die - wenig spannenden - Gespräche zwischen Alma und den (natürlich!) zahlreichen Bewerbern, die angeblich alle der wahre Lottoschein-Besitzer sein wollen. Zum anderen hat mir die Auflösung einfach nicht so richtig gefallen. Die Story wird aus Sicht eines Schriftstellers berichtet, der sie wiederum von Herrn Haiduk erzählt bekommt. Am Ende spielt er dabei aber plötzlich selbst unfreiwillig eine große Rolle, selbst Monate nach der eigentlichen Lottoziehung - das fand ich komisch. Irgendwas hat da für mich nicht gepasst. Letztendlich ist "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" dennoch eine kurzweilige und nett geschriebene Lektüre über den (Irr-)Sinn, den ein Lottogewinn bei den Menschen auslösen kann.