Voyeurististisch werden drei junge Frauen beobachtet, die im Dienst des Hofes Austeur für fordernde Jungen Dienst tun. Drei Gouvernantinnen, die durch das Anwesen Streifen, mal Allianz mit den Hausmädchen eingehen, mal mit Monsieur und Madame, sich dann wieder mit voller Hingabe den nach
Aufmerksamkeit und Devotion hungernden Jungen zuwenden. Gelegentlich verführen sie in ihrem Park fremde Männer,…mehrVoyeurististisch werden drei junge Frauen beobachtet, die im Dienst des Hofes Austeur für fordernde Jungen Dienst tun. Drei Gouvernantinnen, die durch das Anwesen Streifen, mal Allianz mit den Hausmädchen eingehen, mal mit Monsieur und Madame, sich dann wieder mit voller Hingabe den nach Aufmerksamkeit und Devotion hungernden Jungen zuwenden. Gelegentlich verführen sie in ihrem Park fremde Männer, auch wenn das heißt, dass sie sie fesseln müssen. Regie führt der alte Mann in der Nachbarschaft, der ihre Optik stets mit dem Fernrohr beobachtet und begehrt.
Traumartig, rauschhaft und distanziert hält diese Parabel auf weibliches Begehren den Text in einem männlichen distanzierten Blick auf das Schauspiel und die drei konturlosen Frauen. Er möchte dass sie Objekt sind, dass sie faszinierend bleiben und zur gleichen Zeit unter Kontrolle. Doch Serre spickt in ihrem Debüt von 1992 subtile Ausbrüche und Perspektiven, die die männliche Kontrolle irritieren. So bekommt eine Gouvernante einen Sohn und für kurze Zeit entzieht sie sich dem begehrenden Blick. Als alle drei Governanten kurz verschwinden, fragt sich der Voyeur, ob er endlich lieben kann, wenn er von der distanzierten Idealisierung und Objektifizierung befreit ist. Die Gouvernanten verschwinden immer wieder im Park, in ihren Zimmern und am Ende löst sich alles auf.
Es ließ sich viel finden in diesen gehaltvollen 80 Seiten. Entgegen heutiger Lesegewohnheiten wird gänzlich auf eine Innenschau der Figuren verzichtet, auch kommt keine erklärende Erzählstimme zur Hilfe, keine Identifikationsmöglichkeit, keine psychologisch aufgebaute Emanzipation der Figuren, kein expliziter Spannungsbogen. Die angekündigte Verfilmung mit Lilly Depp liegt nahe, denn Die Governanten konzentriert sich auf Szenen und Bilder, ich hoffe sehr, dass sie die Geschichte mit ihren subtilen Brüchen nicht ruiniert.